Kaum jemand hat in den vergangenen Jahren die Entwicklung des Holzbaus so entscheidend mitgeprägt wie der Bauingenieur Julius Natterer. Er wendete Holz in den verschiedensten Tragsystemen an und schuf so wichtige Grundlagen für die bautechnischen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts. Nach Abschluss seines Ingenieurstudiums an der TU München 1965 begann er dort eine neunjährige Assistententätigkeit am Lehrstuhl für Baukonstruktion und Holzbau. In dieser Zeit entwickelte er maßgeblich das ‚Sonnensegel’ in Dortmund, einen wegweisenden Experimentalbau, über den wir vor zwei Wochen an dieser Stelle berichteten.
1978 wurde er als Professor an die Technische Hochschule Lausanne berufen und mit der Leitung des IBOIS, dem Institut für Holzkonstruktionen, beauftragt. Unter der Führung Natterers, der hier bis zu seiner Emeritierung lehrte und forschte, erlangte es internationale Ausstrahlungskraft. Während seiner Tätigkeit als Hochschullehrer in Lausanne gründete er Ingenieurbüros wie die ‚Planungsgesellschaft Natterer und Dittrich’ 1980 in München, das ‚Bois Consult Natterer’ 1983 im schweizerischen Etoy, 1987 das ‚Ingénierie, Conception, Structure Bois’ in Les Lanches in Frankreich sowie im Jahr 1993 das ‚Internationale Entwicklungszentrum für Holzkonstruktionen’ in Wiesenfelden.
Die Bauwerke Natterers reichen von besagtem ‚Sonnensegel’ 1969 zu den Messehallen in Nürnberg 1974 oder Brücken wie die weit gespannte Fachwerkbrücke über die Simme in der Schweiz. Den Höhepunkt seiner praktischen Tätigkeit stellte sicher 2000 zusammen mit dem Münchner Architekten Thomas Herzog der Bau des EXPO-Daches in Hannover dar. Dieses Tragwerk ist in seiner Neuartigkeit und Größe (16.000 qm) bis heute unübertroffen und wandelte sich vom Wahrzeichen der Weltausstellung zum markanten Mittelpunkt des heutigen Messegeländes.
Beim INFORMATIONSDIENST HOLZ ist 2011 die Broschüre ‚Einfach bauen mit Holz – Späte Werke von Julius Natterer’ erschienen. Sie kann hier heruntergeladen werden.