Autobahnkirche Siegerland

Der Komplex der Ökumenischen Autobahnkirche im Siegerland setzt sich aus dem Kirchengebäude und einer dazugehörigen Zugangsbrücke zusammen. Große Schilder zeigen, um was es bei einem Autohof geht: Tanken, Essen, Schlafen - Es sind kleine Städte, aber ohne die subtileren Schichten unserer europäischen Städte, ohne Räume der Stille, der Andacht, ohne Räume der Schönheit. Der Entwurf der kleinen Autobahnkirche zeichnet sich daher durch seine abstrakte äußere Form aus, mit welchem auf die unmissverständliche Direktheit eines Autohofes eingegangen werden soll. Die Kirche stellt ein Angebot für diese existenziellen Bedürfnisse dar, und zwar gerade dort, wo es wahrscheinlich am meisten fehlt.

Um sich in diesem Umfeld zu behaupten, bedarf es allerdings einer eben solchen unmissverständlichen Direktheit (zumindest von außen). Die äußere Form ist daher abstrakt, signalisiert aber distanzlos direkt: Ich bin eine Kirche!

Im Inneren dagegen öffnet sich ein Raum, der sich aus einem Kugelvolumen ableitet. Das Licht wird hier durch spezielle geformte Schächte indirekt in den Raum geleitet und unterstützt den mystischen Charakter des Raumes. Es wird Ruhe ausgestrahlt - Rückbesinnung und andächtige Stille transportiert, die durch die Verwendung des Baustoffes Holz und seiner Ausführung als naturbelassene Pressspanplatten gefördert und betont wird.

Der kuppelförmige Aufbau der Kreuzrippen vermittelt gleichzeitig eine Leichtigkeit und Weite und ermöglicht den Besuchern in geschützter Atmosphäre einen freien Raum für Gedanken. Um die Atmosphäre und die Stringenz der Einfachheit sowie die Lichtführung aus den transparenten Öffnungen im Kirchendach, welche mittels einer Lichtstudie optimal gesetzt wurden, nicht zu stören, wird die gesamte Technik im betonierten Untergeschoss versteckt. Eingeleitet wird der Übergang in die Stille zum einen symbolisch durch einen Steg, der sich zu einem überdachten Eingang schließt, über welchen man die Kirche betritt. Zum anderen wird dieser Übergang auch baukonstruktiv durch die ansteigende Brüstung eingeleitet, durch welche der spektakuläre Blick auf die sich den Berg hoch windende Autobahn allmählich verschwindet und somit gleichzeitig Alltagsgeräusche abschirmt, je weiter sich der Besucher dem Kircheneingang nähert.

Sowohl aus beiden Autobahnrichtungen kommend als auch direkt vom Autohof stellt sich die Kirche als direktes Abbild des Autobahnkirchen-Schildes dar, welches die Silhouette einer traditionellen Dorfkirche abbildet. Während die Kirche tagsüber aus dem Berg heraus zu wachsen scheint, erhält die kleine weiße Kapelle des Nachts durch ihre plakative Beleuchtung einen schwebenden Charakter.

Adresse
Autohof Wilnsdorf
BAB 45, Abfahrt Elkersberg
257234 Wilnsdorf

Bundesland
Nordrhein-Westfalen

Bauherr
Autobahnkirche Siegerland e. V.

Architekten
schneider + schumacher, Frankfurt
www.schneider-schumacher.de

Tragwerksplaner
B+G Ingenieure Bollinger und Grohmann GmbH (LP: 1 - 6)
www.bollinger-grohmann.com

Bauausführung
Holzbau-Amann GmbH
Albtalstrasse 1
79809 Weilheim-Bannholz
www.holzbau-amann.de

Baujahr
2009 - 2013

Auszeichnungen
ICONIC AWARDS 2013
DAM Preis für Architektur in Deutschland 2013

Ansprechpartner
B+G IngenieureBollinger und Grohmann GmbH
Westhafenplatz 1
60327 Frankfurt am Main
www.bollinger-grohmann.com

Fotografen
schneider + schumacher, Frankfurt/M.
B+G Ingenieure, Frankfurt/M:
Helen Schiffer, Frankfurt/M.

Gebäudeart
Kulturbau: Autobahnkirche

Bauweise
Holzständerbauweise mit Beton-Fundament

Objektdaten
BGF: ca. 240 m²
BRI: 2.050 m³

Konstruktion
Das Obergeschoss der Kirche ist als Leichtkonstruktion in Holz und bereichsweise Stahl ausgeführt. Das Tragwerk der Zugangsbrücke zu der Kirche wurde ebenfalls als Holz- und bereichsweise Stahlkonstruktion umgesetzt, während das Untergeschoss und die Gründung aus Stahlbeton besteht. Die Gründung erfolgt auf der einen Seite über ein Brückenfundament. Auf der anderen Seite legt sich die Brücke auf die Tragkonstruktion der Kirche auf.