Das bisher höchste, in Holzbauweise errichtete Wohngebäude Wiens besitzt sieben Geschosse und umfasst 101 Wohnungen. An seiner Rückseite sind drei Baukörper mit jeweils drei Geschossen angeschlossen, die einen Übergang zur lockeren Bebauung der Umgebung herstellen. Die Wohnanlage entstand als Ergebnis des Bauträgerwettbewerbs Holzbau in der Stadt (2009), der das Ziel verfolgte, die innovative Entwicklung des urbanen Bauens mit dem Werkstoff Holz zu forcieren.
Das aus diesem Wettbewerb hervorgegangene, 2012 realisierte Siegerprojekt ist ein typischer Mischbau: Die sechs Obergeschosse des straßenseitigen Baukörpers wurden in fünf Monaten als Massivholzkonstruktion aus Brettsperrholz errichtet. Die kreuzweise verleimten Massivholzelemente bilden die Wohnungstrennwände sowie das Trägermaterial der Gebäudehülle. Für die horizontalen Bauteile kamen Holz-Beton-Verbundelemente zum Einsatz. Die Geschossdecken kombinieren die Vorteile beider Baustoffe: Die vorteilhafte Herstellung und Einbringung einer leichten Holzdecke wird ergänzt durch die Masse der Betondeckung. Die Vorfertigung der Wand- und Deckenelemente inklusive aller Durchbrüche beschleunigte nicht nur die Fertigstellung des Rohbaus, sondern garantierte zudem eine saubere Baustelle.
Die Holzkonstruktion ist an der Außenfassade verputzt und innen mit Gipskarton beplankt, wodurch eine Entzündung der Holzbauteile ausgeschlossen ist. Das Erdgeschoss und die Treppenhauskerne, die die Gesamtaussteifung übernehmen, bestehen aus Stahlbeton. Eine große Herausforderung waren die strengen Anforderungen seitens der baubehördlichen Richtlinien an den Brandschutz des Holzbaus. So musste im Brandversuch nachgewiesen werden, dass Brettsperrholz durch eine ausreichende Beplankung mit Gipskarton bei 90 Minuten Dauerbeflammung nicht zu brennen beginnt. Die baupolizeilichen Vorschriften wurden so umgesetzt, dass sie die Konstruktion und energetischen Werte des Gebäudes positiv beeinflussen.
Die Wohnhausanlage an der Wagramer Straße macht deutlich, dass Holz nicht nur wegen seiner ökologisch-nachhaltigen Qualitäten und seiner positiven Auswirkungen auf Wohnkomfort und Raumklima ein hervorragender Baustoff ist, sondern auch hinsichtlich Bauökonomie und konstruktiver Eigenschaften im großvolumigen urbanen Bauen seine Berechtigung hat. Das Projekt zeigt einen neuen Ansatz, wie man mit dem Baustoff Holz im urbanen Kontext umgehen, seine Vorteile nutzen und in der Kombination mit anderen Baustoffen die Schwächen ausgleichen kann.
Adresse
Wagramer Straße 151 - 153
2201 Wien
Österreich
Bauherrin
Familie, Gemeinnützige Wohn- und Siedlungsgenossenschaft, Reg. Gen.m.b.H., Wien
www.sozialbau.at
Architekten
Schluder Architektur ZT GmbH (7-Geschosser), Wien
www.architecture.at
Hagmüller Architekten (3-Geschosser), Wien
www.hagmueller.com
Tragwerksplaner
RWT Plus ZT GmbH, Wien
www.rwt.at
Bauausführung (Holzbau)
Aichinger Hoch-, Tief-, Holzbau GmbH & Co. Nfg KG, Regau
www.solidbau.at
Baujahr
November 2011 bis August 2012
Auszeichnungen
Sieger Bauträgerwettbewerb Holzbau in der Stadt (2009) der Stadt Wien
Fotografen
Bruno Klomfar (1, 3, 4)
Schluder Architektur ZT GmbH (2)
Gebäudeart
Mehrfamilienwohnhaus
Bauweise
Mischbauweise aus Brettsperrholz und Holz-Beton-Verbundelementen
Objektdaten
BGF: 18.500 m²