Vom Wiener Bodenbereitstellungs- und Stadterneuerungsfonds wurde 2003 ein Bauträgerwettbewerb mit dem Thema Holz- und Holzmischbauweise für eine Wohnanlage mit 250 Wohnungen ausgeschrieben. Im Rahmen des Klimaschutzprogramms der Stadt Wien wollte man zeigen, dass auch im geförderten Wohnungsbau der Einsatz von Holzbautechnik mit Niedrigenergiestandard in urbanen Strukturen realisierbar ist. Eines der aus dem Wettbewerb hervorgegangenen Projekte ist die Wohnanlage des Architekten Hermann Kaufmann, deren innerer Hof durch zwei L-förmige und einen rechteckigen Baukörper gebildet wird.
Konstruktiv bestehen die Gebäude aus einer reinen tragenden Brettsperrholzkonstruktion mit massivem Sockelgeschoss und vorgestellten Holzfassadenelementen. Die schallgedämmten Deckenelemente sind quer über die Schottenwände und die tragenden Wohnungstrennwände gespannt. Dadurch werden die Außenwände größtenteils nicht durch Decken belastet. Diese Konzeption ermöglicht aus baurechtlicher Sicht den Einsatz eines nichttragenden, hoch wärmegedämmten Leichtbaufassadensystems. Alle statischen Elemente bestehen aus Brettsperrholz.
Die mit vielen Öffnungen durchbrochenen Längsfassaden sind leichte, hoch gedämmte Holzrahmenelemente - innen mit Gipsplatten, außen mit einer hinterlüfteten Vertikalschalung aus Lärche versehen. Die naturbelassenen Fassaden vermitteln die Qualität der aus Holz gefügten Baustruktur und sind mit farbigen Schiebeläden kombiniert. Durch die bündig gehaltenen Flächen werden diese Holzfassaden gleichmäßig verwittern und mit den Läden und Loggien ein noch lebhafteres Spiel der Farben bieten. Zur Erreichung der Feuersicherheit wurden für die Holzfassaden in Brandversuchen neue Lösungen entwickelt. Statt der teuren Ausführung in Hartholz erreichte man die geforderte Brandresistenz auch mit Lärche, indem die Etagen durch 15 Zentimeter vorstehende Brandschutzabschottungen voneinander getrennt sind. Diese horizontalen, gesimsartigen Fassadenstreifen bestehen aus mit Blech abgedecktem Holz; sie übernehmen auch die Aufhängung und Führung der Schiebeläden.
Die außen liegenden Erschließungsgänge sind als Stahlkonstruktion vor den Holzbau gestellt und besitzen nicht brennbare Laufplatten aus Betonfertigteilen. Der berechnete Heizwärmebedarf entspricht Niedrigenergiestandard. Die Warmwasserbereitung wird zur Hälfte durch eine Solaranlage geleistet. Die erzielte Einsparung entspricht dem Raumheizungsbedarf von neuen, sehr gut gedämmten Einfamilienhäusern.
Adresse
Fritz-Kandl-Gasse 7
1210 Wien
Österreich
Bauherrin
BWS Gemeinnützige Allgemeine Bau-, Wohn- und Siedlungsgen. Reg. Gen.m.b.H
www.bws.at
Architekten
Hermann Kaufmann ZT GmbH, Schwarzach
www.hermann-kaufmann.at
Tragwerksplaner
Merz, Kaufmann und Partner GmbH, Dornbirn
www.mkp-ing.com
Brandschutzgutachten
IBS Institut für Brandschutztechnik und Sicherheitsforschung GmbH, Linz
www.ibs-austria.at
Bauausführung (Holzbau)
i+R Schertler-Alge GmbH, Lauterach
www.ir-wohnbau.at
Baujahr
Juni 2005 bis Oktober 2006
Fotograf
Bruno Klomfar
Objektdaten
Bruttogrundfläche: 8.170 m²