Bischöfliches Jugendamt Don Bosco

55122 Mainz

© Taufik Kenan

Bischöfliches Jugendamt Don Bosco

Mit seiner Holzfassade aus unbehandeltem Lärchen- und Tannenholz bildet der Neubau des Bischöflichen Jugendamtes die zentrale Stelle der Jugendarbeit des Bistums Mainz. Raumhohe Fenster gliedern die Naturholzfassade, die von vertikal durchlaufenden Holzlisenen strukturiert wird. Im Inneren des Gebäudes kommen die Qualitäten des Materials Holz stark zur Geltung. Horizontale Wandverschalungen aus Weißtanne und die Holzstäbchendecke aus verdeckt befestigten Leisten erzeugen eine angenehme und natürliche Innenraumqualität. Die räumliche Konzeption zeigt eine zukunftsweisende Architektur mit einem gekonnten Einsatz von Holz und vermittelt über die Materialqualität dem Nutzer Wärme und Geborgenheit.

Adresse
Am Fort Gonsenheim 54
55122 Mainz

Bundesland
Rheinland-Pfalz

Bauherr/Bauherrin
Bistum Mainz
Diözesan-Bauamt

Architektin
Angela Fritsch, Architektin BDA
64342 Seeheim-Jugenheim
www.af-architekten.de

Tragwerksplaner
TSB Ingenieurgesellschaft GmbH
64285 Darmstadt
www.tsb-ing.de

Bauausführung
Ochs GmbH
55481 Kirchberg
www.ochs.info

Baujahr
2010

Auszeichnungen
Holzbaupreis Deutschland 2012
Holzbaupreis Rheinland-Pfalz 2011
Architekturpreis Rheinland-Pfalz 2011

Ansprechpartnerin
Angela Fritsch
Angela Fritsch Architekten BDA
Auf dem Kreuzberg 1
64342 Seeheim-Jugenheim
www.af-architekten.de

Fotografen
Taufik Kenan, Berlin (4)
Prof. Dieter Leistner, Würzburg (8)

Gebäudeart
Verwaltungs- und Tagungsbau

Bauweise
Im Wettbewerb um den Ersatzneubau des Bischöflichen Jugendamtes Don Bosco im Jahr 2008 hatte das Büro Angela Fritsch Architekten BDA neben den Abgabeplänen ein minimalistisches Volumenmodell aus dezent gemasertem, unbehandeltem hellem Holz eingereicht. So reduziert dieses Modell im ersten Moment gewirkt haben mag, so prägnant stand es auch für den zentralen Entwurfsgedanken der Architekten: Die Erscheinung des Gebäudes sollte im Innen- und Außenbereich durch die Verwendung von unbehandelten Hölzern geprägt sein.

Im Inneren erzeugt die horizontale Wandverschalung aus Weißtanne-Profilbrettern gemeinsam mit einer Holzstäbchendecke aus verdeckt befestigten Weißtanneleisten eine sehr angenehme und natürliche Innenraumqualität. Die Fassade ist als vertikale Brettverschalung aus revisionierbaren und unbehandelten Lärcheholz-Profilbrettern gefertigt, womit das Prinzip der Opferholz-Konstruktion umgesetzt wird: Diese Schicht der Fassade wird nicht per Oberflächenbehandlung künstlich geschützt, sondern wird der Witterung "geopfert". Sie ist so konzipiert, dass sie nach vielen Jahren der Bewitterung ausgetauscht werden kann.

In der Fassade sind durchgängig raumhohe Fenster und Verglasungen umgesetzt, die von vertikal durchlaufenden Holzlisenen strukturiert werden. Durch diese vorstehenden Lisenen treten in der Schrägansicht die Fenster erst zurück und verschwinden ab einem bestimmten Winkel dann ganz. So erscheint der ursprünglich im Wettbewerb eingereichte abstrakte und reduzierte Holzkörper in 1:1.

Objektdaten
Grundstücksgröße 6.776 m², Nutzfläche gesamt NF 1.321 m², Hauptnutzfläche HNF 1.241 m², Nebennutzfläche NNF 80 m², Funktionsfläche FF 26 m², Verkehrsfläche VF 465 m²
Bruttogeschossfläche BGF 2.193 m², Brutto-Rauminhalt BRI 7.107 m³

Konstruktion
Das Gebäude besteht im Untergeschoss und im Erdgeschoss aus einer Massivkonstruktion mit einer weit gespannten Hohlkörperdecke. So sind im EG Spannweiten von 10 m realisiert, welche es ermöglichten den Speisesaal und den großen Besprechungsraum stützenfrei zu gestalten.

Im Bereich des zurück gesetzten Eingangsbereichs unterhalb der Auskragung des Obergeschosses wurde ein filigranes Fassadentragwerk ausgeführt. Die Obergeschosse auf dem massiven Sockelgeschoß sind in Holzbauweise errichtet. Es handelt sich dabei um eine Holzständerkonstruktion im Bereich der Außenwände und eine kombinierte Stahl-Holz-Skelettkonstruktion im Gebäudeinneren.

Durch die reduzierte Auflösung des Tragwerks im Gebäudeinneren lassen sich die Räume auch für zukünftige Nutzergenerationen verändern und anpassen. Das lichtdurchflutete Atrium wird von eimem dreilagigen Pneudachkissen überspannt, das auf einer Stahlkontruktion lagert.

In die Holzkonstruktion der Obergeschosse wurden eine Teilsprinklerung und insgesamt vier Brandschutzschiebetore integriert, um den zweigeschossigen Luftraum der Kommunikationszone und die Weitläufigkeit der Obergeschosse zu realisieren.

Technische Ausstattung
Das technische Konzept ist auf geringen Ressourcenverbrauch und die Nutzung regenerativer Energien ausgerichtet: Die Wärmeerzeugung erfolgt über einen Holzpelletkessel, der neben dem Neubau weitere Bestandsgebäude versorgt. Die Raumheizung erfolgt überwiegend über Fußbodenheizung. Das anfallende Regenwasser wird durch eine Regenwassernutzungsanlage für die Grünanlagen genutzt. Die Lüftung der Büro- und Besprechungsräume ist dezentral konzipiert und wird mit jeweils einer fassadenintegrierten Lüftereinheiten betrieben.

Energiekonzept
Die Materialkonzeption wie auch die Planung von Konstruktion und Energieversorgung orientieren sich im Sinne des Bauherren an der Pastoralen Richtlinie zur Nachhaltigkeit (Bistum Mainz, Kardinal Lehmann, Ostern 2006), deren Leitsatz "die Bewahrung der Schöpfung" ist. Holz als nachwachsender Rohstoff ist CO2-neutral und die Verwendung in unbehandelter Form gewährleistet eine vollständige Recyclingfähigkeit.

Die bidirektional arbeitenden Lüfter sorgen Sommer wie Winter mit einer niedrigen Luftwechselrate von 0,4 1/h für eine stetige auf das Temperaturniveau der Raumluft angepasste Frischluftzufuhr. Ein Wärmetauscher pro Lüfter sorgt für den hohen Wirkungsgrad der Wärmerückgewinnung. Diese Lüftungstechnik wurde mit dem Ziel einer minimalistischen und reduzierten Gestaltung in die Holzfassade integriert. Das Detail umfasst an der Innenfassade einen Lüftungsschlitz und eine verdeckt befestigte Revisionsöffnung, die zur Wartung der Lüftereinheiten und Filter dient. An der Außenseite ist pro Lüfter ein Luftansaugkasten mit Kondensatablauf in die Fassade integriert.

Besonderheiten
Pneudach; unbehandeltes Holz (Opferholz-Konstruktion); weitläufiges Atrium; bidirektionale Lüfter (innen + außen)