Der Holzbau will hoch hinaus, sowohl im übertragenen Sinn als auch ganz real. Das zeigte die 39. Fachtagung Holzbau Baden-Württemberg am 25. Oktober in Stuttgarter, zu der mehr als 400 Architekten, Bauingenieure und Studierende gekommen waren, um sich über die aktuellsten Entwicklungen im Holzbau zu informieren. Zum Beispiel über das Hochhausprojekt J1, das in Heilbronn gebaut und zur Eröffnung der Bundesgartenschau 2019 fertiggestellt werden soll. Mit einer Höhe von 34 Metern ist es dann Deutschlands höchstes Gebäude in Holzbauweise.
"Vor allem im Bauen mit Laubholz stecken noch erhebliche Potenziale, die wir gemeinsam mit der Branche erschließen müssen“, sagte die Staatssekretärin im Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, Friedlinde Gurr-Hirsch MdL, anlässlich der Eröffnung der Fachtagung. Baden-Württemberg sei mittlerweile bundesweit das Land mit der höchsten Holzbauquote im Wohn- und Nichtwohnbau. Durch die Förderung innovativer Holzbaulösungen in modellhaften Bauvorhaben werde das Land seine herausragende Stellung im Holzbau weiter festigen und ausbauen. „Wer mit dem nachwachsenden und energieeffizienten Naturstoff Holz baut, vermeidet schwer recycelbaren Bauschutt und ersetzt energieintensive Baustoffe wie Stahl und Beton.“, erklärte die Staatssekretärin.
Brandschutz ist für sie ebenfalls ein wichtiges Thema: „Fakt ist, dass die Bauordnung des Landes beim mehrgeschossigen Bauen mit Holz für den Brandschutz häufig teure Einzelfallprüfungen erfordert, was diese Bauweise benachteiligt. Ziel der Landesregierung ist es, diese technischen und formalen Hemmnisse abzubauen“, betonte die Staatssekretärin.
"Bei der Vergabe öffentlicher Bauvorhaben oder beim Thema Aufstockung und Nachverdichtung in Ballungsräumen kommt der Holzbau noch nicht immer wie gewünscht zum Zug. Oft bestehen Hemmungen, weil man sich mit den Möglichkeiten, die der Holzbau bietet, nicht richtig auskennt oder weil die Bauordnungen den Holzbau in bestimmten Bereichen gegenüber anderen Baustoffen benachteiligen", sagt Christoph Jost, Geschäftsführer der proHolzBW GmbH.
Beim Thema Klimaschutz wird der Holzbau in Zukunft sicher gewinnen. So stellte der Visionär, Stararchitekt und Preisträger des Deutschen Holzbaupreises 2017 Werner Sobek klar, dass die Zukunft des Bauens nicht allein in der Hand eines Baustoffs liegt. Vor dem Hintergrund einer weltweit steigenden Bevölkerungszahl und des nicht mehr zu leugnenden Klimawandels, müsse das Ziel sein, mit weniger Material für mehr Menschen zu bauen. "Die Fokussierung auf Leichtbau und Recycling ist die zwingende Konsequenz, die wir aus diesen Begebenheiten ziehen müssen", sagte Sobek. Holz als nachwachsender Rohstoff spiele dabei eine wichtige Rolle. Zudem müsse die Bauwirtschaft komplett auf erneuerbare Energien umgestellt werden. "Wir haben kein Energieproblem. Die Sonne spendet genug Energie. Wir haben ein Emissionsproblem. Das einzig vernünftige Ziel ist der sofortige Ausstieg aus fossil erzeugter Energie", erklärte Sobek.