Die 1902-1907 errichtete Gare Maritime zählte zu Europas größten überdachten Güterbahnhöfen. Die alten Bahnhofshallen, die Anfang des 20. Jahrhunderts erbaut wurden, sind im nördlichen Zentrum von Brüssel an der Avenue du Port zu finden. Als es in Europa noch Zollgrenzen gab, war das 37 ha große Gelände lange Zeit der größte Warenumschlagplatz der belgischen Hauptstadt. Bei der Konstruktion handelt es sich neben Ziegelmauerwerk um Fachwerkträger und Säulen aus Gussstahl – wahre Schmuckstücke des Jugendstils, die seit 2018 einer neuen Nutzung zugeführt werden. In zwei der größeren Hallen auf einer Fläche von nahezu 38.000 m2 (270 m Länge und 140 m Breite) wurde ein lebendigen Komplex aus Büro-, Einkaufs-, Gastronomie- und Veranstaltungsnutzung errichtet, der auch einen überdachten Boulevard mit Grünanlagen und einem den Jahreszeiten angepassten Mikroklima beinhaltet.
Die Aufgabe für den Holzbau präsentierte sich in Form von zehn viergeschossigen Blöcken, von denen jeweils fünf in den äußeren Hallen aufgereiht sind, während die mittlere Halle für den überdachten Boulevard vorgesehen ist. Grundprinzip der etwa 24 m hohen Blöcke mit einer Grundfläche von etwa 45 m x 45 m ist eine Skelettkonstruktion aus Brettschichtholz-Stützen und -unterzügen in drei Ebenen. Zwischen die Unterzüge gehängte bzw. aufgesetzte BSH-Rippen tragen im Verbund mit der darüber liegenden Brettsperrholz-Platte die Deckenlasten ab. Pro Block beherbergt ein zentraler, bis unters Hallendach reichender Kern aus Brettsperrholz ein komplett hölzernes Treppenhaus samt der Technikräume.
Text: Stephan Klein, Informationsdienst Holz
Bauherr: Extensa
Architekten: Neutelings Riedijk Architects, Bureau Bouwtechniek
Sanierung Gebäudehülle: Jan de Moffarts Architecten
Tragwerksplanung: Ney & Partners
Holzbau: ZÜBLIN Timber Aichach
Standort: Rue Picard 11, 1000 Brüssel (BE)