Walden 48

10249 Berlin

© Jan

Das Wohnhaus Walden 48 sei ein sehr gelungenes Beispiel innerstädtischer Nachverdichtung. Die Vorbildwirkung des Projektes liege in der hohen Qualität architektonischer Gestaltung. Als Gebäude mit starkem Anteil an sichtbaren Holzoberflächen und -fassaden sei es beispielhaft für den urbanen Holzbau und setze einen Meilenstein im Diskurs um den Wohnungsbau in Holzbauweise, der gerade in Berlin einsetzt - so die Jury für den Deutschen Nachhaltigkeitspreis 2020, für den der Wohnbau zusätzlich zum Architekturpreis Berlin 2020 nominiert wurde.

Berlin möchte zu einer Hauptstadt des Holzbaus werden, der Berliner Senat spricht sich klar für die Förderung des urbanen Holzbaus aus. Die hohe Nachfrage nach zusätzlichem Wohnraum bedingt neue konstruktive Lösungen abseits der konventionellen Bauweise. Die Baugemeinschaft "Walden 48" war den Zielen des Senats weit voraus, kürzlich wurde der Wohnbau fertiggestellt, sämtliche Wohnungen wurden an die Mitglieder der Baugemeinschaft übergeben. Weit vor der Ansage des Berliner Senats begann bereits 2014 die Eigeninitiative der Baugemeinschaft "Walden 48 GbR" mit einem Konzeptverfahren der ehemaligen Grundstückseigentümer.

Die Kosten für das Bauwerk sollten nicht der einzige Gesichtspunkt für die Auswahl sein. Ökologische, soziale und planerische Kriterien anhand der Zielsetzungen der Bauherren sollten eine zentrale Rolle im Auswahlprozess spielen. Unter den Bewerbern wurde das Konzept "Walden48" ausgewählt. Das Projekt wurde durch Scharabi Architekten in Arbeitsgemeinschaft mit Anne Raupach realisiert. Die Architekten haben bereits vor 15 Jahren die Zeichen der Zeit erkannt und sich auf den Baustoff Holz spezialisiert. Heute zählen Sie zu den Spezialisten im mehrgeschossigen Holzbau im urbanen Kontext.

Den nur rund 5 % höheren Projektkosten im Vergleich zu konventioneller Bauweise standen zahlreiche Vorteile des Holzbaus gegenüber, wie beispielsweise eine um etwa drei Monate verkürzte Bauzeit verbunden mit einer größeren nutzbaren Netto-Grundfläche bei gleicher Brutto-Grundfläche aufgrund geringerer Bautiefe der Fassaden. Die Holzkonstruktion der Fassade ist nicht nur hoch wärmedämmend, sondern auch hoch schallisolierend zur stark befahrenen Landsberger Allee ausgeführt.

Darüber hinaus punktet die Bauweise mit flexiblen Grundrissen. Durch die Deckenspannweite von 7,20 m und Raumtiefen bis zu 13 Meter konnten Wohnungen mit großzügigen Raumaufteilungen ohne Stützen und nach den individuellen Vorstellungen der einzelnen Bauherren realisiert werden. Der Baustoff Holz sorgt für eine natürliche Feuchteregulation, nahezu 100 % elektromagnetische Strahlungsabsorption und in Kombination mit dem hohen Anteil an sichtbaren Holzoberflächen (Decken und Wände) für ein gesundes Raumklima. Und dass Holz nicht nur gut fürs Raumklima, sondern der beste aller Baustoffe für unser aller Klima und den Lebensraum zukünftiger Generationen ist, unterstreicht der große Wohnbau als CO2-Senke - im Gebäude sind ca. 1.500 Tonnen CO2 gespeichert.

Entstanden ist am Volkspark Friedrichshain auf rund 7.000 m2 Bruttogeschossfläche und nach den Wünschen der Baugemeinschaft ein sechsgeschossiges, 60 Meter langes Holzmassiv-Wohngebäude mit 43 Wohnungen.

Im Kellergeschoss befindet sich ein Fahrradparkhaus angeordnet, im Garten drei E-Carsharing-Plätze. Im Erdgeschoss und auf dem Dach sind Gemeinschafts- und Gewerbeflächen angeordnet, die ca. ein Siebtel der Flächen ausmachen. Das Erdgeschoss und das erste Obergeschoss verbinden zudem Maisonette-Wohnungen. Straßenseitig wurde die zweischichtig hohlraumgedämmte Fassade mit Schiefer verkleidet, Erd- und Dachgeschoss wurden mit einer Lärchenholzschalung ausgeführt. In Richtung des parkartigen Geländes besticht der Bau durch offene Balkone und Terrassen auf der obersten Ebene.

Die Gartenfassade mit einer unbehandelten Lärchenholzschalung zieht sich geradezu in die Wohneinheiten hinein. Auch die drei Fahrstuhlkerne, sämtliche Treppenläufe und die Podeste sind in Massivholz umgesetzt. Die Decken sind in Holzbeton-Verbundbauweise ausgeführt. Einzig die Wände der Treppenhäuser und das Kellergeschoss bestehen aus Stahlbeton.

Auch die Energiebilanz weiß zu beeindrucken: Durch die energieeffiziente Holzbauweise zusammen mit einem nachhaltigen Energiekonzepts wird der KfW 55-Standard erreicht. Auch im Bereich Brandschutz setzt das Gebäude in Verbindung mit seinen sichtbaren Holzkonstruktionen und dem Verzicht auf Gipsbekleidungen einen Meilenstein. So ist es möglich, die positiven Eigenschaften des Holzes erlebbar zu machen, das Bauen mit Holz zu vereinfachen und Kosten zu reduzieren.

Der Rohbau wurde aufgrund der werksseitigen Vorfertigung in nur 31 Wochen errichtet. Der konstruktive Holzbau von Rubner Holzbau beweist eindrucksvoll, dass Holzbau nicht nur für rurale Gebiete geeignet ist, sondern auch für zentrale Lagen in großen Städten.

Adresse
Landsberger Allee 48
10249 Berlin

Bundesland
Berlin

Bauherrin
Baugemeinschaft Walden 48, Berlin

Architekten
Scharabi Architekten in Arbeitsgemeinschaft mit Anne Raupach, ARGE Scharabi | Raupach, Berlin

Holzbau
Rubner Holzbau, Ober-Grafendorf (A)

Baujahr
2020 (Fertigstellung)

Auszeichnungen
Finalist Deutscher Nachhaltigkeitspreis 2020 Architektur

Ansprechpartner
Scharabi Architekten, Berlin

Fotograf
Jan Bitter

Gebäudeart
Wohngebäude

Bauweise
Mischbauweise mit Schwerpunkt auf Holzmassivbauweise

Objektdaten
7.000 m2 Bruttogeschossfläche, sechs Geschosse
Fassadenelemente: 2.700 m2
Zwischenwände: 2.900 m2 Brettsperrholz
Decken: 4.000 m2 Holz-Beton-Verbunddecken mit Dielen aus Brettschichtholz
Brettschichtholz: 922 m3
Brettsperrholz: 711 m3

Energiekonzept
Energieeffiziente Holzbauweise mit nachhaltigem Energiekonzept, KfW 55-Standard