Das unter Denkmalschutz stehende älteste Schwimmbad Hamburgs von 1895 wurde zu einer Wellnessoase, einem Solebad, umgebaut. Die historische Bausubstanz sollte dabei erhalten bleiben.
Das Gebäude wurde entkernt; nur die Außenwände und die Kreuzgewölbe blieben weitestgehend erhalten. Eine besondere Herausforderung war es, die Schwimmhalle zur Nutzung als Solebad umzubauen. Der Auftrag bestand darin, die Dachkonstruktion und Bedachung wieder neu herzustellen und zu dämmen, im Neubau einer großflächigen Dachterrasse von etwa 300 m², in den gesamten Trockenbauarbeiten sowie der Wiederherstellung der Kreuztonnen-Gewölbedecken.
Das Dach wurde abgetragen, die Umfassungswände mit Ringbalken ertüchtigt und die Dachkonstruktion aus Furnierschichtholz neu errichtet. Die Anschlüsse wurden im Stecksystem aus Holz neu mit einer gewölbten Deckenkonstruktion hergestellt.
Als Primärtragwerk werden vollflächig verklebte Furnierschichthölzer als Holzbinder genutzt. Diese wurden zu Fertigungs- und Montagezwecken aus zwei Hälften, die im First als gelenkiger Binderstoß gegeneinander verblattet und durch ein offenes Rundmetall gelenkig gelagert sind, hergestellt. Die Hauptbinder konnten trotz ihrer Spannweite von 14 Metern in einer Stärke von nur 13 Zentimetern gefertigt werden. Durch die Verwendung der Furnierschichthölzer konnte die Unterseite der Binder einen Freischnitt entsprechend der historischen Unterdecke in Form einen Tonnengewölbes erhalten.
Die Bestandsauflager für die neuen Hauptbinder mussten aufgeweitet werden. Zwischen Binder und Mauerwerk wurde ein drei Zentimeter starker, umlaufender Luftspalt zur allseitigen Umspülung der Binder vorgesehen. In die Dachfläche sind zwei großflächige Oberlichter integriert. Die zehn seitlichen Gauben (ebenfalls als gotische Bögen) wurden aus gebogenem Brettsperrholz neu hergestellt. In der Dachkonstruktion durften keine Metallteile verwendet werden, da diese aufgrund des hohen Salzgehaltes (6 %) eines Solebads angegriffen werden.
Die im Dach zu sehenden historisch nachgebildeten Zugbänder haben statische Funktion und wurden mit einer dem Einsatzzweck entsprechenden Beschichtung versehen, so dass dort keine Tauwasserbildung in der temperierten Halle zu erwarten ist.
In den Seitenschiffen des Solebads wurden die Kreuztonnen-Gewölbeschalen mit einer Spantenkonstruktion neu errichtet. Das Spantenwerk wurde mit zwei Lagen Biegesperrholz belegt und mit einem Akustikputz versehen. In der Feldmitte wurde jeweils die Belichtung von oben mit einem Glas-Einlegerahmen eingebaut.
Adresse
Weidenstieg 25
20259 Hamburg
Bundesland
Hamburg
Bauherrin
Bäderland Hamburg GmbH
www.baederland.de
Architekten
MLRV Architekten, Hamburg
www.mrlv.de
Tragwerksplaner
WTM Engineers, Hamburg
www.wtm-engineers.de
Bauausführung
Wilhelm Bruns GmbH
Zimmerei udn Tischlerei
Chrysanderstr. 105
21029 Hamburg
www.zimmerei.hamburg
Baujahr
1895, Sanierung 2013 bis 2015
Ansprechpartner
Stefan Bruns
www.zimmerei.hamburg
Auszeichnungen
Sanierungspreis 2016, 2. Platz
Fotografin
Stefanie Matthiesen
www.kreativ.photos
Gebäudeart
Schwimmbad
Bauweise
Massiv
Konstruktion
Freitragende Ingenieur-Holzbau-Konstruktion aus Furnierschichtholz Kerto-S und Kerto-Q mit Spannschlössern.
Technische Ausstattung
Wellnessbad mit Solebad und Saunen
Energiekonzept
ENEV unter Berücksichtigung des Denkmalschutzes
Besonderheiten
Denkmalgeschütztes Gebäude, ältestes Schwimmbad Hamburgs