Lagerhalle Weidingen

54636 Weidingen

Die „Lagerhalle Weidingen“ liegt inmitten des alten Ortskerns Weidingen/Eifel, mit Kulturdenkmälern wie: Pfarr- und Wallfahrtskirche Mariä Empfängnis, altem Pfarrhaus, Bauernhäusern, Wegkapellen und Nischenkreuzen. Ebenso wie im Ortsbild Weidingen, findet sich auf dem Privatgelände eines Berliner Galeristen ein Kulturdenkmal mit Ursprung im 16. Jahrhundert – ein stattliches Wohnhaus mit klassizistischer Fassade und altem Stallgebäude, dem „Billenhof“.

Hier galt es, die Aufgabenstellung des Bauherrn, ein Gebäude zum Lagern, Sammeln und Präsentieren seiner Kunstobjekte zu erfüllen und das private Refugium zu erweitern. Die neue „Lagerhalle“ bildet, mit dem unter Denkmalschutz stehenden Bestandsgebäude ein Gebäudeensemble aus Haupthaus und Nebengebäude. Sie nimmt sich sowohl in Lage, Ausrichtung und Gestaltung vollkommen zurück. Entworfen als Interpretation einer Feldscheune, entstand ein reduzierter Baukörper mit schlichten, zurückhaltenden Details.

Die Fassade aus Holzleisten ist geschlossen gehalten, jedoch ermöglichen große „Scheunentore“ und „Tennenklappe“ die Veränderbarkeit des Gebäudes sowohl außen als auch innen.

Innen ist das Gebäude anders. Ein einfacher Raum, der nicht mit der Kunst konkurriert. Er zeigt kaum eigene Details, ist als offener und fließender Grundriss konzipiert. Ein Ort, mit nicht erwarteter Höhe und Weite, bleibt ständig flexibel. Mal ein schlichter weißer Raum und mal eine Ausstellung, mit vom Künstler gestalteter Wandmalerei. Eine Wand, in der Größe von 5 x 8 m, bildet den Hintergrund des zentralen Ausstellungsraums, welcher sich nach öffnen der großen Scheunentore in die Eifellandschaft orientiert.

Hinter einer freien, ebenfalls 5 m hohen Innenwand verdeckt, findet sich der Zugang zu einer oberen Galerie. Ein Rückzugsort zum Lesen und Arbeiten, eine „Denkzelle“ und Aussichtszimmer mit Blick tief in die Eifel. Überraschend wirken jedem Besucher, die gegensätzlichen Eindrücke der Scheune zwischen: Alt-Neu, Außen–Innen, dörflicher Umgebung–zeitgenössische Kunst.

Durch den Einsatz des Werkstoff Holz konnten Planer und Bauherr sich die technischen Möglichkeiten und Vorteile des Baustoffes zu Nutzen machen. Dementsprechend konnte man bei der Umsetzung auf vorgefertigte Elemente aus der Abbundhalle zugreifen und in kürzester Zeit einen geschlossenen „Rohbau“ herstellen. Vorgefertigt wurden Wandelemente in Holzrahmenbauweise, welche mit einer Dämmung aus Isofloc ausgeblasen wurden.

Im nachfolgenden Innenausbau konnte das innere Erscheinungsbild eines Ausstellungsraumes durch die Verkleidung mit Gipskartonplatten dem Nutzen angepasst werden. Ebenso wurden die doch großen Fensterelemente zeitgleich zur Holzkonstruktion nach Montageplan vorgefertigt und konnten sofort auf der Baustelle eingebaut werden.

Mit der Grundidee „Lagerhalle“, „Feldscheune“ lag es nahe, das Material Holz als Gebäudehülle zu verwenden. Die gewählte Dacheindeckung aus Zink soll den Eindruck der Scheune verstärken und unterstreichen. Die farbliche Abstimmung zwischen den Materialien Metall und verwitterter Holzleiste war gewollt und hat sich mittlerweile nach drei Jahren auch eingestellt.

Im Detail wurden klare und reduzierte Linien und Kanten herausgearbeitet. Es wurden keine Dachüberstände ausgeführt, auch die Rinnen und Fallrohre wurden verdeckt geplant. Ein homogenes Verwittern der gesamten Fassadenfläche wurde somit erreicht. Neben der energieeffizienten Bauweise wurde eine Sole-Wasser-Wärmepumpe als Heizsystem geplant und ausgeführt.

Adresse
Gartenstraße 12
54636 Weidingen / Eifel

Bauherr/Bauherrin
Galerie Max Hetzler

Architekten
AXT Architekten
Petrusstraße 23
54292 Trier
www.axtarchitekten.com

Tragwerksplaner
Paul Trauden
Im Stolzenwingert 22
54453 Nittel
www.trauden.com

Bauausführung
Steffen Holzbau S.A.
11-12, rue Flaxweiler
L-6776 Grevenmacher
www.steffen-holzbau.lu

Auszeichnungen
Geplant + Ausgeführt 2014
Baukulturpreis Eifel 2013
Holzbaupreis Eifel 2012 (Anerkennung)
Architekturpreis Reiners Stiftung 2011
Architekturpreis Rheinland-Pfalz 2010/2011
Tag der Architektur 2010

Ansprechpartner
Anja Axt Architektin

Fotografen
Dirk Axt – AXT Architektin, Trier
Holger Niehaus DEF, Berlin
Steffen-Holzbau, Grevenmacher (L)

Gebäudeart
Lagerhalle / Ausstellungsgebäude

Bauweise
Holzrahmenbau

Objektdaten
Nutzfläche: 130 m²
Volumen: 875 m³    
Raumhöhen: 2.50 bis 7.00 m

Konstruktion
Bauweise: Holzrahmenbau
Fassade: vertikale Holzleisten, Schiebetore,  Klappladen
Fenster: Holz-Alufenster als Hebe-Schiebeanlage
Dach: Zinkeindeckung und Pfosten-Riegel- Dachverglasung
Decken-Wandoberflächen: Gipskarton, weiß
Fussboden: gestrichener Estrich, Industrieparkett

Technische Ausstattung
Sole/Wasser Wärmepumpe

Besonderheiten
Jährlich stattfindende Wechselausstellungen zeitgenössischer Kunst, jeweils 4 Wochen im August unter Leitung der Stiftung zur Förderung zeitgenössischer Kunst in Weidingen