Feldhof Bachem

50226 Frechen

Der Feldhof in Bachem ist seit Jahrhunderten eine für den Ort Bachem und seine Einwohner bekannte und landschaftsprägende Anlage. Das Gebäudeensemble steht unter Denkmalschutz, gleichzeitig sind Hofanlage und die unmittelbare Umgebung als Bodendenkmal eingetragen.

Der Feldhof wurde bis vor kurzem als landwirtschaftlicher Betrieb genutzt. Seit Beginn des Jahres 2011 stand der Hof leer. Der bauliche Zustand war in weiten Teilen desolat, teilweise einsturzgefährdet; in immer kürzeren Abständen war der Hof Vandalismusübergriffen ausgesetzt.

Nicht zuletzt in Anerkenntnis der geschichtlichen und geographischen Bedeutung des Feldhofes für den Ort und das Landschaftsbild entschied sich der Bauherr für den Umbau des Hofes zu einer naturnahen Wohnanlage. In Abstimmungen mit den Ämtern der Stadt Frechen, der Unteren Landschaftsbehörde, der Unteren Wasserbehörde, dem Rheinischen Amt für Denkmalpflege und dem Rheinischen Amt für Bodendenkmalpflege wurde das Vorhaben in kooperativer sechsjähriger Zusammenarbeit entwickelt. Dabei wurde großer Wert auf die Landschaftsverträglichkeit, die Einbindung der Gesamtanlage in die Topographie und den respektvollen Umgang mit dem Boden- und Baudenkmal gelegt.

In die in Dimension, Konstruktion und Erscheinung sehr unterschiedlichen Gebäude wurden sechs familienfreundliche Wohneinheiten unterschiedlicher Größe eingefügt. Jede der zweigeschossigen Wohnungen entwickelt eine eigene Atmosphäre. Der landschaftsprägende Charakter der Anlage als "Vierkanthof" aus vier Hauptgebäuden mit großflächigen Satteldächern inmitten von Wäldern und Feldern, überwiegend aus Ziegeln und Holz errichtet, wurde durch Abbruch und bauliche Ergänzungen gestärkt. Die nun wieder klar zu Tage tretenden vier Hauptgebäude werden durch einen umlaufenden Sockel optisch und räumlich zusammengefaßt; der Feldhof liegt wie eine Insel in dem bis direkt an die Gebäude herantretenden Landschaftsschutzgebiet. Die historische, seit langem trockengefallene Wasserfläche vor der Hofanlage wurde wieder zu einem Teich aufgestaut.

Der gemeinschaftlich genutzte Hof dient der fußläufigen Erschließung der Wohnungen und der Kommunikation der Bewohner untereinander. Ergänzungen und Umbauten an und in den Gebäuden erfolgten im Sinne eines "pragmatisch-poetischen Weiterbauens": Funktionierende Konstruktionen wurden genutzt und den neuen Anforderungen entsprechend repariert, ergänzt, in neue Konstruktionen integriert und nur wenn irreparabel zerstört, ersetzt. Gleichwohl bleibt auch das sperrige, krumme, abgenutzte Bauteil sichtbar, stellt sich schon einmal den eingesetzten neuen Materialien und Techniken entgegen und wird in Einzelfällen auch besonders hervorgehoben. Neue Konstruktionen und Bauverfahren sind mit den bestehenden Strukturen verwoben und oft sichtbar belassen.

Aufgrund der sehr unterschiedlichen Grundkonstruktionen der Häuser, deren mannigfaltigen Schadensbildern und den vielfältigen energetischen und konservatorischen Anforderungen wurde für jedes Haus ein technisch-konstruktiv eigenständiges Umbaukonzept notwendig. Daraus entstanden differenzierte Raumgefüge und Detailausbildungen, die das individuelle Erscheinungsbild der Einzelhäuser prägen. Die Beschränkung auf wenige Materialien in allen Gebäuden trägt dazu bei, diese Heterogenität in ein harmonisches Zusammenspiel zu bringen.

Die Reaktivierung des Feldhofes kann damit als exemplarisches Beispiel für das Zusammenwirken sehr unterschiedlicher Umgangsweisen mit Bausubstanz begriffen werden. Es ging bei allen Häusern nicht um Erhaltung oder Erschaffung eines Bildes, - dies war schon da oder entstand aus der intensiven Detailbearbeitung "von alleine" -, sondern um das Erfassen und Erforschen vorhandenen räumlichen Potentials und dessen Überführung in funktional, technisch und ästhetisch zeitgemäße Räume.

Adresse
Feldhof 1 - 6
50226 Frechen-Bachem

Bundesland
NRW

Bauherr
Freiherr Caspar von Fürstenberg
Schlossstraße 8
50226 Frechen

Architekt
lüderwaldt architekten
Huhnsgasse 34c
50676 Köln
Tel.: 0221/16830320
mail(at)luederwaldt-architekten.de
www.luederwaldt-architekten.de

Tragwerksplaner
Stracke Ingenieur GmbH Köln
Neuhöffer Straße 17
50679 Köln
Tel.: 0221 / 981540
info(at)stracke-ing.de

Bauausführung
Holzkonstruktionen einschließlich Fassadenbekleidungen:
Erulin Holzbau
Teutonenstraße 10
50679 Köln
Tel.: 0221 / 9226023
zimmerei(at)erulin.de
www.erulin.de

mit Konstruktionsbüro für Holzbau_Stephan Tewes
Im Rosental 16
53804 Much
Tel.: 02245 / 910348
info(at)holzbau-werkplanung.de

Fenster/Fassaden:
Krebbers GmbH & Co KG
Diessemer Bruch 80
47805 Krefeld
Tel.: 02151/5533-30
info(at)krebbers.de
www.krebbers.de

Innenausbau und Innentüren aus Holz
Schreinerei Robert
Industriestraße 165
50999 Köln
info(at)schreinerei-robert.de
www.schreinerei-robert.de

Baujahr
2012-2014

Ansprechpartner
lüderwaldt architekten (s. o.)
Dirk Lüderwaldt

Fotograf
Tomas Riehle, Bergisch-Gladbach
www.tomas-riehle.de

Gebäudeart
Denkmalgeschützte Hofanlage, Wohnungsbau

Bauweise
Zweigeschossige Hofanlage aus vier Einzelhäusern

Objektdaten
Sechs Wohnungen zwischen 90 und 200 qm; ca 1000 qm Wohnfläche

Konstruktion
Haus 1:
Holzfachwerk (innen); Mauerwerk (außen) mit Fassadenbekleidung aus Boden-/ Deckelschalung vor Wärmedämmung.

Haus 2:
Kompletter zweigeschossiger Holzbau (Skelett-/Tafelbau) mit Um- und Überbauung einer bestehenden, sanierten Fachwerkkonstruktion, Fassade aus Boden-/Deckelschalung

Haus 3:
Haus im Haus Konstruktion, Neubau als kompletter zweigeschossiger Holztafelbau, eingestellt in Bestandsbau (alte Scheune) aus Mauerwerk und freitragendem historischem Holzdachstuhl

Haus 4:
Mauerwerksbau mit sanierter weitgespannter historischer Dachkonstruktionsämtliche Treppen aus vorgefertigten, teilweise bereits in der Werkstatt fertig montierten Konstruktionen aus großformatigen Furnierschichtplatten.

Technische Ausstattung/Energiekonzept
Um die aufgrund des schlechten baulichen Zustands hohen Investitionen auch durch eine langfristige Werthaltigkeit abzusichern, wurde die gesamte Anlage entsprechend der Energieeinsparverordnung im sogenannten "KFW 70 Standard" ausgeführt. Alle Häuser sind als Energiesparhäuser (KFW 70) ausgeführt und werden durch eine Holzpelletheizung in einem gesonderten Technikschuppen beheizt.

Regenwasser von den Dächern und den Hofanlagen wird direkt in den neuen Teich geleitet. Die versiegelten Flächen wurden um 15 % reduziert.

Besonderheiten
Die aus dem Energiekonzept resultierenden hohen wärmedämmtechnischen Anforderungen mit den Aspekten des Denkmalschutzes und mit den bestehenden, sehr unterschiedlich konstruierten und und in unterschiedlichem Zustand vorgefundenen Gebäude in Übereinstimmung zu bringen, stellte bei diesem Projekt sowohl in der Planungs- und Ausschreibungsphase als auch in der Ausführung und in der Bauüberwachung eine besondere Herausforderung dar. Für jedes Haus musste ein eigenständiges bauphysikalisches Konzept entwickelt und ausgeführt werden. Aufgrund der teilweise starken Belastungen des Bestandes aus den vorherigen Nutzungen (Feuchtigkeit, Bauschäden, Stallnutzung etc.), wurden die wärmedämm- und dichtungstechnisch notwendigen Schichtenaufbauten dazu mit weiteren Fachberatern und -firmen nach sorgfältiger Analyse speziell auf die vorgefundenen Situationen eingestellt.