Aus Gründen des städtebaulichen Maßstabs gab man in der Entwurfsphase sehr schnell den Gedanken auf, alle Nutzungen unter einem Dach vereinen zu wollen. Vielmehr sollte ein Hof das eigentliche Zentrum werden und so das neue Ensemble prägen. Natur und Fremdenverkehr sind dabei nicht als isolierte Institutionen zu sehen, sondern als Bausteine eines gemeinsamen Zentrums, die sich gegenseitig ergänzen und stärken. NATUR, KULTUR und TECHNIK. Eine Linde, Natursteinpflaster, eine Bank am Haus und ein Brunnen weisen auf den Eingangsbereich hin, der durch die Giebelseiten der Häuser von Fremdenverkehrs- und Naturzentrum gebildet wird. Der daran anschließende, frei zugängliche ruhigere "Bürgerhof" wird von den vier Gebäuden - Gästestadel, Dorfstadel mit Saal, Seestadel und der als Begegnungsstätte genutzten sanierten "Scheune" mit ihrer Freilichtbühne - umschlossen. Die Aufnahme ortstypischer Elemente, bei gleichzeitig moderner, zeitgemäßer, der Aufgabe angemessener Architektursprache soll einen "selbstverständlichen" Beitrag leisten, das geforderte Raumprogramm in die ländliche Umgebung einzufügen.
Die Konstruktion der Häuser aus Holz, wenige weitere Materialien und zurückhaltende Farbgebung vermitteln Ruhe und lassen die Gebäude als selbstverständlich erscheinen. Die nur imprägnierte äußeren Holzschalung ermöglicht es den Bauten - in Verbindung mit den edler gewählten Materialien für Fenster und Dach - auf eine gute Art zu altern. Die Längsseiten der Gebäude lassen sich bei Bedarf zum Hof hin großzügig öffnen und ermöglichen so eine Verbindung von Innen- und Außenraum. Schiebeläden und feststehende Elemente aus vertikalen Holzlamellen dienen als Sichtschutz, Lichtfilter und Verdunkelungselement . Sie erinnern an alte Scheunentore. Die "Neuen Scheunen" sprechen eine moderne, traditionell beeinflusste Architektursprache. Die Begegnungsstätte "Die Scheune", eine alte erhaltenswerte Stallung mit schönem Kreuzgewölbe bietet mit den neu angefügten Elementen - Bühnenrückwand und Tribüne aus Sichtbeton, kleinem Anbau für Nebenräume - und der großzügigen Öffnung des Hauptraumes zum Hof einen reizvollen Kontrast von Alt und Neu. Mittlerweile ist der neue Bürgerhof kultureller Treffpunkt der Muhrer Bürger und ihrer Gäste.
Adresse
Schlossstrasse 2 bis 4, 91735 Muhr am See
Bundesland
Bayern
Bauherr
Gemeinde Muhr am See
Architekt
A2architekten, Koronowski Lautner Roth
85354 Freising
www.A2architekten.de
Bauleitung mit Haushoch Baumanagement Gbr,Nürnberg
Tragwerksplaner
IGI Consult, Westheim
Ausführung (Holzbau)
Grossmann Bau Gmbh&Co.KG, Rosenheim
mit Müller Holzbau GmbH, Blaustein
Baujahr
Oktober 2001 bis Oktober 2003
Auszeichnungen
Deutscher Holzbaupreis 2005, Dritter Preis Ansprechpartner
Stefan Lautner, A2architekten
Fotograf
Thomas Koculak
Gebäudeart
Öffentliches Gebäude
Bauweise
Holzskelettbau
Objektdaten
Nutzfläche ca.1.460 m2, BRI ca. 7.720 m3, Baukosten ca.3,6 Mio Euro
Konstruktion
Tragwerk aus Brettschichtholzstützen á 3,60m, vorgefertigte Holzaussenwände, Decken aus vorgefertigten Brettsperrholzelementen, aussteifende Elemente Sichtbeton
Technische Ausstattung
Low Tech. Lüftungsanlage im Saal, hochwertige Beleuchtung
Energie-Konzept
Minimierung der Transmissionswärmeverluste, Hochwärmegedämmte Fassadenelemente