Kinderkrippe Talfeld

88400 Biberach an der Riss

Der Hospital Biberach als Bauherr ist selbst Waldbesitzer und setzte für den Bau der Kinderkrippe auf unbedingte Nachhaltigkeit. So wurden für das Projekt die eigenen Ressourcen genutzt, will heißen mehr als 1000 Bäume aus dem Biberacher Wald wurden für die Kinderkrippe gefällt. Insgesamt wurden 2500 Festmeter Fichte, Lärche und Braunkernesche für Massivholzwände und -decken, die Fassade und die Massivholzriemenböden eingeschlagen.

Das Holz wurde in einem regionalen Sägewerk geschnitten und getrocknet, anschließend von einem örtlichen Holzbaubetrieb verarbeitet. Durch die Minimierung der Transporte auf das Nötigste ließ sich die "graue Energie" für die Herstellung reduzieren, zudem blieb die gesamte Wertschöpfung in der Region erhalten.

Für unsere kleinsten Kinder sollte das Projekt ökologisch auf höchstem Niveau errichtet werden. So wurde das Gebäude mit dem Ziel eines echten Holzbaus konzipiert. Sowohl Innen als auch Außen bestimmt das Material Holz die Gestalt. Die Oberflächen sind unbehandelt und somit frei von Öl und Lack. Die Wand- und Deckenelemente aus Massivholz, lediglich verbunden mit eingetriebenen Hartholzdübeln - sogenannte Dübelholzelemente - ermöglichen Decken und Wände rein aus dem ökologischen Baustoff Holz, ohne jegliche Klebstoffe.

Mit der Planung des Gebietes Talfeld schafft die Stadt Biberach ein qualitätsreiches neues Wohnquartier. Um ein wohnortnahes Angebot an Betreuungsplätzen für Kleinkinder zu schaffen, ist eine sechsgruppige Kinderkrippe geplant worden.

Das Gebäude der Kinderkrippe ist straßenbegleitend an der Gerhard-Storz-Straße angeordnet. Der Baukörper wird aus zwei zueinander verschobenen Quadern gebildet. Dadurch entsteht auf der Straßenseite ein räumlich definierter Eingang und auf der Gartenseite ein gefasster Außenraum, der als Spielfläche genutzt wird.

Die zweigeschossige Kinderkrippe betritt man über einen eingezogenen Eingangsbereich, an den unmittelbar die großzügige, zweigeschossige Eingangshalle angebunden ist. Hier gehen vielfältige Nutzungen vonstatten: Verteilerfunktion in die unterschiedlichen Bereiche, vertikale Erschließung ins Obergeschoss, direkter Zugang zum Garten, Wartebereich für die Eltern, Informationsangebot und Ausstellungsmöglichkeiten. An diesem zentralen Knotenpunkt erfolgt die Verbindung des Gruppentraktes mit dem Allgemeinbereich, der mit einem Mehrzweckraum, Personalräumen und Nebenräumen ausgestattet ist.

Alle Gruppenräume sind südorientiert. Die Garderobenzone mit den angegliederten Toiletten und Speiseräumen bildet das Rückgrat dieses Gebäudeteils. Den Gruppen- und Schlafräumen vorgelagert befindet sich eine überdachte Terrasse. Über die außen liegende Treppe besteht auch ein direkter Zugang vom Obergeschoss in den Garten.

Die Außenwände der Aufenthaltsräume erhielten allesamt großzügige Verglasungen. Durch den Wegfall, bzw. das Absenken von Brüstungen wird den Kindern ein bestmöglicher Ausblick geboten. Zusätzliche Glastüren und Glaswände, sowie Oberlichter schaffen in den Garderoben und Erschließungsbereichen eine angenehme Belichtungssituation.

Der Kinderkrippenneubau ist komplett in Holzbauweise und Passivhaustechnologie errichtet. Die Geschossdecken sind in Massivholz-Beton- Verbundbauweise ausgeführt, welche optimale Eigenschaften bezüglich Statik und Bauphysik garantieren. Das Dach ist im Grunde gleich konstruiert wie die Geschossdecken, jedoch in hoch wärmegedämmter Ausführung. Die Außen- und Innenwände bestehen ebenfalls aus vorgefertigten, sichtbaren Dübelwänden, einseitig jeweils ergänzt mit einer Vorsatzschale beziehungsweise bei den Außenwänden mit einem Dämmpaket.

Die Bauweise mit einem maximalen Vorfertigungsgrad garantiert eine kurze Bauzeit, eine wesentliche Verringerung von Transporten, sowie eine hohe Qualität des Bauens.

Die Fassade besteht aus einem vorgesetzten Schirm in Lärche. Vertikale Leisten in unterschiedlichen Breiten erzielen eine spannende, kontrastierende Wirkung und geben dem ansonsten klaren Körper eine gewisse Verspieltheit. Die Fassade vor den Sanitäranlagen wurde mit vertikalen Leisten in größtmöglichem Abstand realisiert, um einerseits möglichst viel Transparenz zu erzielen und andererseits eine gewisse Privatheit zu gewährleisten.

Auf dem Dach ist eine extensive Dachbegrünung vorgesehen worden. Die auskragenden Vordächer der Terrassen leisten guten Witterungsschutz und dienen den Gruppen- und Schlafräumen zudem als Sonnenschutz. Trotzdem wurden alle Aufenthaltsräume auch mit Markisen oder Raffstoren ausgestattet, damit neben dem Sonnenschutz auch eine Verdunklung möglich ist.

Der kompakte Neubau ist in Passivhaustechnologie konzipiert. Neben hoch gedämmten Außenbauteilen und Dreischeibenisolierverglasung ist eine kontrollierte Be- und Entlüftung vorgesehen worden. Die Lüftung erfolgt zentral über Kompaktgeräte mit Wärmerückgewinnung. In Kombination mit einer Fußbodenheizung ermöglicht dies eine Einzelraumtemperaturregelung der Zimmer. Die Heizenergie wird über eine Erdwärmepumpe erzeugt.

Adresse
Gerhard Storz Straße 4
88400 Biberach an der Riß

Bundesland
Baden-Württemberg

Bauherr
Der Hospital Biberach (vertreten durch das Hochbauamt Biberach)

Architekt
Johannes Kaufmann Architektur, Dornbirn (A)
www.jkarch.at

Tragwerksplaner
Merz Kley & Partner, Dornbirn (A)
www.mkp-ing.com

Bauausführung
Kaufmann GmbH, Oberstadion (D)
www.kaufmannbau.com

Bauzeit
11/2011 bis 07/2012

Auszeichnungen
Deutscher Holzbaupreis 2013 - Anerkennung

Fotograf
nam architekturfotografie, Ingolstadt

Gebäudeart
Kinderkrippe

Bauweise
Holzbau

Objektdaten
6 Kinderkrippengruppen
Nutzfläche: 1.590 m2
Umbauter Raum: 7.530 m3

Konstruktion
Massivholzelemente, Holzbetonverbunddecken, Dübelholzelemente

Technische Ausstattung
Passivhaustechnologie

Energiekonzept
Niedrigstenergiestandard mit Passivhauskomponenten (ca. 20 KWh/m2a)

Besonderheiten
Verwendung von Eigenholz, regionale Wertschöpfung