Besucherplattformen im Pfrunger-Burgweiler Ried

88377 Riedhausen

Die kleinen Bauten stehen im Pfrunger-Burgweiler Ried, ca. 25 km nördlich des Bodensees, einer Naturlandschaft im Wandel. Im Rahmen eines Naturschutzgroßprojekts soll der besondere Lebensraum Moor geschützt und zu neuem Moorwachstum angeregt werden. Große Teile des Moores werden derzeit wiedervernässt. Der Lebensraum Moor und seine weitere Entwicklung sollen im Rahmen eines Wegekonzepts für Besucher erlebbar werden. Die Bauten sind als Aussichts- und Rastpunkte Teil dieses Konzepts.

Die Aussichtsplattformen sollen einer größeren Gruppe Raum bieten. Unabhängig von Körpergröße und Standpunkt im Gebäude soll der Ausblick für jeden Besucher so gut wie möglich sein. Dies gilt vor allem für Kinder. Störungen des Umfeldes durch die Besucher sollten wiederum so gering wie möglich gehalten werden. Bereits das Betreten und Besteigen der Aussichtsplattform sollte in Deckung erfolgen. Material und Konstruktion müssen sich in den Naturraum einfügen. Der Besuchersteg dient als Rastplatz am Wasser. Etwa 20 Personen sollen hier gleichzeitig verweilen, Vorträge halten und sich austauschen können.

Die offene Blockhauskonstruktion entdeckten die Architekten in einem Bildband über historische Farmen in den USA und später bei Wanderungen in Graubünden. Obwohl die konstruktiven Vorbilder zum Teil mehrere hundert Jahre alt waren, musste die Idee der offenen Blockbauweise den Anforderungen des modernen konstruktiven Holzschutzes und dem feuchten Klima des Moores angepasst und kapillar wasserziehende Fugen im Auflagerbereich vermieden werden. Dies wurde erreicht durch die Verwendung von besonders vergüteten Doppelgewindeschrauben, die die Fugen zwischen den einzelnen Holzlagen planmäßig auf 5 mm Abstand halten. Die Schraube wird an dieser Stelle tragend. In die Anordnung der Schrauben wurde seitens der Statik viel Entwicklungsarbeit investiert, da es für dieses Konstruktionsprinzip keine uns bekannten Vorbilder gibt.

Ziel war es, die ganze Konstruktion nur aus horizontal geschichteten Hölzern zu errichten. Die Höhe der Lagen bemisst sich im unteren Teil nach dem Steigungsmaß der Treppe, deren Tritte in die Konstruktion mit "aufgestapelt" werden. Im oberen Teil sollte die Höhe der Hölzer einen möglichst freien Ausblick ermöglichen. Allerdings erlaubt das Baurecht maximal 12 cm, um das Durchkriechen von Kindern zu verhindern. Am Bau zeigte sich, dass die Steifigkeit der Konstruktion zur Aufnahme der horizontalen Kräfte nicht ganz befriedigend war. Die Konstruktion lies zu viel Bewegung in dieser Richtung zu. Der gewählte Grundriss mit sehr spitzen Ecken im Eingangsbereich war hierfür verantwortlich. Da Änderungen am Grundriss zu diesem Zeitpunkt nicht mehr möglich waren, mussten zusätzliche Aussteifungen eingebaut werden.

Als Konstruktionsholz wurde Lärche gewählt. Gegründet wird jede Aussichtsplattform auf sechs Eichenpfählen. Die Konstruktion des Steges erfolgte nach demselben Prinzip. Die Grundform aller Bauten ist ein Trapez. Die Form öffnet sich in die jeweilige Hauptblickrichtung.

Adresse
Pfrunger-Burgweiler Ried
88377 Riedhausen
www.riedstiftung.de

Bundesland
Baden-Württemberg

Bauherrin
Stiftung Naturschutz Pfrunger-Burgweiler Ried
Riedweg 3
88271 Wilhelmsdorf
www.riedstiftung.de

Architekten
architekturlokal
Wolfgang Selbach + Jürgen Kneer
Eisenbahnstraße 17
88212 Ravensburg
www.architekturlokal.de

Tragwerksplaner
Büro Bernauer und Pfoser
Ingenieure für Bau- und Vermessungswesen
Jakob-Reutlinger-Straße 2
88662 Überlingen

Bauausführung
Manz Zimmerei GmbH
Laubbacher Mühle 1/1
88356 Ostrach

Baujahr
2010 bis 2011

Auszeichnungen
Holzbaupreis Baden-Württemberg 2012

Ansprechpartner
Jürgen Kneer
www.architekturlokal.de

Fotograf
architekturlokal
Jürgen Kneer

Konstruktion
Offene Blockbauweise