Apostelin-Junia Kirche

86157 Augsburg

Der Neubau der Alt-Katholischen Kirche Augsburg stellt einen wichtigen gesellschaftlichen Baustein im Herzen des neuen Stadtteils Sheridan-Park im Westen von Augsburg dar und bietet angemessen Raum für die prosperierende Gemeinde, die seit über 50 Jahren Gast in der evangelischen Heilig-Geist-Kapelle am Roten Tor in der Innenstadt gewesen ist. Das Gebiet mit dem Namen Sheridan-Park ist ein neuer, 70 ha großer Stadtteil, der auf dem Areal einer ehemaligen Kaserne entstanden ist. Wohnen, Gewerbe und Freibereiche finden in einer neuen  städtebaulichen Ordnung zueinander. Der alte Baumbestand, weite grüne Parkflächen, wenige Gebäude wie das ehemalige Offizierskasino und der Grasiger Weg, eine Ost-West-Verbindung sind Bausteine einer früheren Zeit.

Der Neubau der Alt-Katholischen Kirche Augsburg mit Sakralraum, Gemeindesaal, Pfarrbüro und drei Wohneinheiten ist bewusst auf ein Grundstück in die Mitte des Sheridan-Parks gesetzt, im Schnittpunkt von Grasiger Weg, Park und Wohngebiet. Die Mauer am Grasiger Weg bildet den räumlichen Halt des Kirchplatzes, der sich zum weiten Park nach Süden hin öffnet. Kirche, Gemeinde und Wohnen finden in zwei kompakten Baukörpern zueinander. Der Hauptbau bildet den Raum für den Gemeindesaal im Erdgeschoss und den Sakralraum im Obergeschoss - so steht die Gemeinde mit den Füßen auf dem Boden und blickt mit dem Herzen himmelwärts.

Der Kirchenraum ist ein heller, beinahe quadratischer Holzraum mit einer Grundfläche von 13 mal 16 Metern. Vier Wände spannen den schlichten, neun Meter hohen Kirchenraum auf, der schwarze, polierte Estrich und die horizontale Kiefernleistenschalung der Wände schaffen eine ruhige Atmosphäre. Die einem Sheddach ähnliche Dachkonstruktion mit vier verglasten Fachwerkträgern und konvexgebogenen, weiß lasierten Dachflächen lenkt das Tageslicht modulierend von oben in den Kirchenraum, der Platz für bis zu 80 Personen bietet. Der Hauptraum bildet als Versammlungsraum eine Mitte ohne überhöhte Hierarchien. Weder Fenster noch Wanddekoration stört die Konzentration.

Eine kleine Kapelle als Rückzugsraum und dieTabernakelnische sind angrenzend unter der Empore angeordnet. Die Tabernakelnische liegt auf einer Linie mit dem Buchtisch und dem Altar und bildet eine unaufdringliche Verbindung der wesentlichen liturgischen Orte. Der Ambo links vom Altar schließt leicht gedreht den Bogen zur Bestuhlung. Das Taufbecken im Eingangsberech kann bei Bedarf in die Raummitte gerückt werden.

Eine Lichtwolke aus 160 Lichtpunkten greift im Hauptraum den Gedankender Leichtigkeit auf. Die unterschiedlichen Längen der filigranen Lichtelemente und das offene Konzept mit viel Tageslicht von oben sorgen gemeinsam für Ruhe. Jeder Lichtpunkt bekam eine definierte Höhe, alle Lichtpunkte zusammen bilden die Leichtigkeit einer Wolke. Der Lichtpunkt selbst ist die Reduktion auf ein Minimum: ein freistrahlender 35W Halogen-Punkt, gefasst von einem 20mm dicken Alu-Rohr (Länge 20cm). Diese sind an nur 2,5 mm starken Kabeln aufgehängt. Die komplette Verkabelung wurde in den Holzbau schon im Holzwerk integriert. Die gesamte Lichtwolke ist in sechs Gruppen dimmbar, um je nach Art der liturgischen Veranstaltung differenzierte Lichtstimmungen zu ermöglichen.

Ein offenes Treppenhaus bildet die räumliche Verbindung des Kirchenbaus mit dem privaten Wohnhaus. Pfarrbüro und Sakristei liegen im ersten Geschoss und sind über die Treppe oder den Aufzug erreichbar. Drei Wohnungen unterschiedlicher Größe sorgen dafür, dass auch in Zukunft verschiedenartige Bedürfnisse von Pfarrern und Pfarrerinnen, Bewohnern und Bewohnerinnen, mit und ohne Familie, erfüllt werden können. Die Mieteinnahmen dienen der Refinanzierung und werden zum Bauerhalt eingesetzt.

Die Gebäude wurden in Niedrigstenergiestandard in moderner vorgefertigter Holztafelbauweise errichtet. Gebäudehülle und Dach sind hoch wärmegedämmt. Sichtbare Brettstapeldecken im Wohngebäude und eine Betondecke zwischen Gemeindesaal und Kirchenraum erhöhen die Speichermasse des Gebäudes. Die Bauweise vereint Wertbeständigkeit, Ökologie und Materialität.

Adresse
Siegfried-Aufhäuser Straße 25
86157 Augsburg

Bundesland
Bayern

Bauherrin
Alt-katholische Kirche Augsburg

Architekten
lattkearchitekten
Dipl.-Ing. Frank Lattke Architekt BDA
www.lattkearchitekten.de

Tragwerksplaner
bauart konstruktions GmbH, München
www.bauart-konstruktion.de

Bauausführung
Gumpp & Maier GmbH, Binswangen
www.gumpp-maier.de

Baujahr
2011-2012

Auszeichnungen
Bayerischen Holzbaupreises 2014 (engere Auswahl)

Ansprechpartner
Frank Lattke, lattkearchitekten
www.lattkearchitekten.de

Fotograf
Eckhart Matthäus
www.em-foto.de

Gebäudeart
Sakralbau

Bauweise
Offene Bauweise, Neubau

Konstruktion
Holzrahmenbau

Technische Ausstattung
Hochwärmegedämmte Gebäudehülle in vorgefertigter Holzbauweise; Uw = 0,14 W/m²K

Energiekonzept
Fußbodenheizung, Lüftung (dezentral) mit Wärmerückgewinnung