Das Forum Holzbau ist ein Multifunktionsgebäude mit Büroräumen für die Verbandsgeschäftsstelle und Seminarräumen des Gemeinnützigen Berufsförderungswerks des Zimmerei- und Holzbaugewerbes Baden- Württemberg. Das Baugrundstück befindet sich am südlichen Rand des neuen Stadtteils "Scharnhauser Park" in der Hellmuth-Hirth-Straße in Ostfildern, in unmittelbarer Nähe zur Stadtbild prägenden Landschaftstreppe.
Ziel der architektonischen Konzeption war es, ein vornehm zurückhaltendes, gleichzeitig aber auch repräsentatives Gebäude zu schaffen, das die Möglichkeiten eines zukunftsweisenden Holzbaus aufzeigt. Das Gebäude wurde in Holzelementbauweise über einem Stahlbeton-Sockelgeschoss errichtet. Die Bauzeit für die konstruktiven Teile der beiden Hauptgeschosse betrug drei Wochen.
Von außen fällt zunächst die große, fast kühne, freie Auskragung des Obergeschosses ins Auge, die als einladende Geste auf den Haupteingang führt. Eine der Intentionen dabei war, die Möglichkeiten aufzuzeigen, die ein innovativer Holzbau bietet. Der keilförmig ansteigende Vorplatz unterstützt diese Geste.
Im Inneren zeigt sich die räumliche Qualität mit der offenen zentralen Halle über zwei Geschosse, die die beiden getrennten Funktionen - Seminarbereich im Erdgeschoss und Büroräume der Geschäftsstelle im Obergeschoss - in enge Verbindung bringt.
Im Hanggeschoss sind die Nebenräume für die Seminarnutzung, Technikflächen und, unter Ausnutzung der nach Süden abfallenden Topographie, weitere Büroräume angeordnet.
Das dreiseitig verglaste Oberlicht über dem Atrium sorgt für ein angenehm gleichmäßiges Licht. Das Foyer im Erdgeschoss dient nicht nur als Erschließungsfläche und Pausenbereich für die angrenzenden Seminarräume, sondern soll auch für Ausstellungen und größere Veranstaltungen genutzt werden können. Von den drei Seminarräumen sind die beiden größeren teilbar, sodass bis zu fünf Schulungen und Seminare gleichzeitig stattfinden können. Auf der Südseite des Eingangsgeschosses ist ein Speisesaal angeordnet, der reizvolle Ausblicke über den offenen Landschaftsraum bietet.
Der Baustoff Holz prägt die Atmosphäre des Hauses. Oberhalb des Hanggeschosses sind alle tragenden und aussteifenden Wände, das Treppenhaus mit den Treppenläufen und -podesten und der statisch abgelöste Aufzugskern in Brettsperrholz ausgeführt. Eine Parallelbetrachtung hat ergeben, dass die kombinierte Horizontalaussteifung aus Brettsperrholzscheiben mit steifem Stahlbetonkern im Bereich des Treppenhauses unwirtschaftlichere Ergebnisse liefert als die gewählte Variante mit wenigen hochbelasteten Brettsperrholzscheiben.
Die hoch gedämmten Außenwände sind in Holzrahmenbauweise errichtet. Für die Decke über Erdgeschoss wurden schubfest verklebte Hohlkastenelemente aus Furnierschichtholz konstruiert, die im Vergleich zu einer konventionell hergestellten Holzbalkendecke eine um ca. 40 % geringere Konstruktionshöhe bei nur ca. 60 % Materialverbrauch zulassen. Die Ablastung der aus Schallschutzgründen in die Kastenelemente eingebauten Beschwerung aus Kalksplitt und der Nachweis der Brandschutzqualität "feuerhemmend" konnte ohne zusätzliche Maßnahmen realisiert werden. Die Dachfläche ist in Anlehnung daran mit Rippenelementen belegt, die immerhin eine ca. 20%ige Reduktion der Konstruktionshöhe bei 85 % Materialverbrauch zulassen.
Zwei 15 Meter lange Fachwerkträger aus Brettschichtholz tragen die obere Dachebene. Die zur Trägermitte hin abnehmende Dimension der Diagonalen macht den Verlauf der Beanspruchung sichtbar. Die wesentlichen tragenden Vertikal-Bauteile, Wände und Stützen, sind entlang der vier Haupt-Längsachsen des Gebäudes angeordnet: an der Ost- und Westfassade und im Bereich der Flurtrennwände beiderseits des Atriums.
Die vier auskragenden Wandscheiben im Obergeschoss sind ebenfalls aus, für die Ableitung der Schubkräfte optimal geeignetem, Brettsperrholz hergestellt. Die einwirkenden Vertikallasten aus der Dach- und Deckenkonstruktion werden an eine am Hausgrund angeordnete Stütze und das auftretende Moment über stählernen Zug- und Druckbänder an Brettsperrholzwandscheiben auf der gegenüberliegenden Gebäudeseite abgeleitet. Die am Kragarmende resultierenden Verformungen aus Schubverformungen der Scheiben und Dehnungen der Stahlelemente wurden simuliert und durch eine Probebelastung / Vorspannung exakt nachgewiesen. Die tragenden Furnierschichtholzwangen der beiden offenen Hallentreppen sind durch die Treppenstufen stabilisiert und spannen bei der Treppe ins Obergeschoss über mehr als 7 Meter.
In der Fassade ist das Material Holz als Verkleidung nur an den Stellen eingesetzt, wo sich dahinter tragende Wandscheiben aus Brettsperrholz be- finden. Dadurch wird auch in den Ansichten das Grundprinzip des Tragwerks abgebildet. Für die Außenwandverkleidungen wurde eine verdeckt befestigte, hochwertige Rhomboidschalung in Zeder mit sehr tiefem Querschnitt und minimierten Fugen eingesetzt. Die Holzoberfläche ist unbehandelt. Der natürliche Alterungsprozess des Holzes soll bewusst sichtbar gemacht werden. Im Bereich der exponierten Flächen im Obergeschoss werden die Hölzer sehr schnell gleichmäßig vergrauen, die durch die Auskragung geschützte Nordfassade wird sich dagegen auch langfristig kaum verändern.
Die Holzständerwände sind mit einer vorgehängten, hinterlüfteten Glaspaneel-Fassadenverkleidung versehen. Im Zusammenspiel mit den Glasfassaden ergeben sich homogene, durchgehende Bänder, die die Horizontalität des Baukörpers betonen.
Für die Aluminiumflächen im Außenbereich wurden drei in der Helligkeit abgestufte Farbtöne aus einer braunen Farbskala gewählt, die mit dem Holzton der Zeder harmonieren. Die Holz-Aluminium Rahmenfenster und die Paneel-Flügel sind außenseitig in einem fast schwarzen Eloxal-Farbton gehalten. Attika- und Deckenstirn sind mit helleren Aluminium-Blechen verkleidet und die Fassade im Hanggeschoss weist eine noch deutlich hellere, bronzeartige Farbgebung auf.
Im Inneren dominiert das Material Holz in seiner schönsten natürlichen Form. Sämtliche Decken und alle Wandflächen im Foyer, in den Fluren und im Seminarbereich sind mit unbehandeltem, nahezu astfreiem Weißtanne-Profilholz verkleidet. Auch der Großteil aller Einbauten, Leibungsverkleidungen, Türen und Schränke sind einheitlich in Weißtanne ohne Oberflächenbehandlung ausgeführt. Lediglich die Weißtanne-Fensterelemente sind mit einem Natureffekt-Öl eingelassen.
Große Teile der Bodenflächen haben einen Belag aus geöltem Hochkant-Lamellenparkett in Eiche. Als Treppenbelag sind Eiche-Massivholzdielen vorgesehen. Die Hölzer sind gedämpft wodurch ein satter Braunton erreicht wird, der einen harmonischen Übergang sowohl zu den fast schwarzen Terrazzo-Flächen im Foyer als auch zur Weißtanne schafft.
Hinter der Gestaltung steht die Idee, den Nutzern und Besuchern nicht nur die optische Schönheit von Holz als Baustoff nahezubringen, sondern auch die besondere, angenehme Akustik der Räume, die Haptik der Oberflächen und den Geruch des unbehandelten Holzes erfahrbar zu machen. Holz für alle Sinne. Alle erforderlichen technischen Einbauten sind so unauffällig wie möglich integriert.
Die lose Möblierung der Seminarräume und Büros ist in bewusstem Kontrast zum Gebäude in weiß, schwarz und chrom gehalten.
Adresse
Hellmuth-Hirth-Straße 7
73760 Ostfildern
Bundesland
Baden-Württemberg
Bauherr / Bauherrin
Gemeinnütziges Berufsförderungswerk des Baden-Württembergischen Zimmerer- und Holzbaugewerbes GmbH
Architekten
Glück + Partner GmbH
Augustenstraße 87
70197 Stuttgart
www.glueck-partner.de
Tragwerksplaner
Tragwerkeplus Ingenieurgesellschaft mbH
Dieselstraße 12
72770 Reutlingen
www.tragwerkeplus.de
Baujahr
2011/2012
Auszeichnungen
Auszeichnung für Beispielhaftes Bauen 2006-2012 im Landkreis Esslingen
Deutscher Holzbaupreis 2013 - Engere Wahl
Ansprechpartner
Eckart Mauch
Telefon: 0711 / 6994673-1
Fotograf
Roland Halbe, Stuttgart
www.rolandhalbe.eu
Gebäudeart
Multifunktionsgebäude mit Büroräumen für die Verbandsgeschäftstelle und Seminarräumen des Gemeinnützigen Berufsförderungswerks des Zimmerei- und Holzbaugewerbes Baden-Württemberg