Urbaner Holzbau: Farbige Fassaden steigern Akzeptanz

Architektur-Studie des KIT erschliesst die Bedeutung des Baustoffes Holz für die Stadt

Im Gedächtnis zahlreicher Kulturlandschaften ist der Baustoff Holz tief verankert. Wieviel Zukunft das Bauen mit Holz eröffnet, zeigt nun eine Studie des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT). Unter baukulturellen wie bautechnischen und gestalterischen Gesichtspunkten wird beleuchtet, wie der Holzbau in die Stadt zurückkehren kann. Ein Mehr an Farbigkeit, so die These, ist dabei der Schlüssel zu mehr Akzeptanz. Referenzprojekt der Untersuchung ist das mit farbigen, begrünten Holzfassaden konzipierte Wohn- und Bürogebäude 'Vinzent' im Münchener Stadtteil Neuhausen.

Die Rückkehr des Baustoffes Holz in die Urbanität knüpft an handwerkliches Wissen und ästhetische Gesetzmäßigkeiten aus Vor-Beton- und Vor-Stahl-Zeiten an, meint jedoch nicht eine Renaissance dörflicher oder kleinstädtischer Fachwerkidyllen. Vielmehr gehen die städtebaulichen Anforderungen der Gegenwart mit der konstruktiven Logik des Holzbaus gänzlich neue Verbindungen ein. Im Fokus der an Planer, Bau- und Sanierungswillige sowie interessierte Laien gerichteten Publikation steht hierbei die Holz-Fassade. Die Autoren beschreiben den Wandel von stabförmigen zu flächigen Bauelementen und plädieren für Sperrholzflächen und Brettstapeldecken (beispielsweise in Form von Verschalungen), für einen konstruktiven, das heißt nicht-chemischen Holzschutz, für ökologisch durchdachte Begrünungskonzepte – sowie für ein Mehr an Farbigkeit.

'Farbe ist die Eintrittskarte des Holzbaus in die Stadt', sagt Architekt Dr. Falk Schneemann, neben Ludwig Wappner und Peter Hoffmann, dritter Verfasser der Untersuchung. Darüber hinaus schützen moderne, gesundheitlich unbedenkliche Farblasuren das Holz vor schädlichen Umwelteinflüssen wie Abgasen, UV-Strahlung oder Pilzen.

Zeitgleich zur wissenschaftlichen Erarbeitung der Studie und in personeller Verknüpfung durch das ausführende Architekturbüro allmannwappner wurde in einem Gründerzeit- und Nachkriegsquartier in München-Neuhausen der Holzhybridbau 'Vinzent' konzipiert. Das exemplarische innerstädtische Vorhaben, realisiert vom Projektentwickler 'Bauwerk', soll ab 2024 insgesamt 56 Wohnungen sowie Büros beherbergen. Die Erscheinung des Gebäudes prägt die farbige Fassade aus Fichtenholz mit zahlreichen Gestaltungsdetails und einem angegliederten, selbstversorgenden Pflanzensystem.

> Zum Download

(© Bauwerk)