Möbelindustrie wächst im ersten Halbjahr um 4,9 Prozent

Branche zwischen Chancen und Risiken der Globalisierung

Im ersten Halbjahr 2016 lagen die Umsätze der deutschen Möbelindustrie bei 8,9 Mrd. Euro und damit um 4,9 Prozent über dem Vorjahreszeitraum. Die teilte der Verband der Deutschen Möbelindustrie (VDM) im Rahemn seiner Wirtschaftspressekonferenz in Köln mit. Nach einem erfolgreichen Jahr 2015 mit einem Umsatzplus von 6,2 Prozent seien die Erwartungen mit diesem weiteren Wachstum deutlich übertroffen worden, sagte VDM-Präsident Axel Schramm. Zudem sei bei den Halbjahresergebnissen damit das Vorkrisenniveau von 2008 wieder überschritten worden.

Dennoch sei nicht alles positiv, denn neben diesem Umsatzwachstum verzeichne man derzeit eine Reihe von schmerzlichen Insolvenzen - gerade auch von traditionsreichen Möbelunternehmen. Die Produktion von Möbeln in Deutschland werde immer schwieriger und stelle die Unternehmen vor große Herausforderungen.

Das vom Statistischen Bundesamt ausgewiesene Umsatzplus setzt sich wie folgt zusammen:

  • Wohnmöbel: Das in der amtlichen Auswertung größte Teilsegment der Branche umfasst Wohn-, Ess- und Schlafzimmermöbel nebst Kleinmöbeln, nicht gepolsterten Sitzmöbeln und Möbelteilen. Hier stieg laut Bundesamt der Gesamtumsatz um 4,1 Prozent auf fast 3,7 Mrd. €.
  • Das Segment Büromöbel wuchs um 4,4 Prozent auf gut 1 Mrd. €.
  • Die Ladenmöbelhersteller erreichten bei einem Plus von 10,6 Prozent einen Umsatz von knapp 800 Mio. €.
  • Bei Matratzen bestand ein leichtes Umsatzminus von 1,3 Prozent auf knapp 460 Mio. €.
  • Für die Polstermöbelindustrie weist die amtliche Statistik einen Umsatzrückgang um 0,5 Prozent auf fast 540 Mio. € aus.
  • Die Küchenmöbelhersteller verzeichneten als zweitgrößtes Segment der Branche einen kräftigen Umsatzanstieg um 7,2 Prozent und erreichten damit einen neuen Rekord-Halbjahresumsatz von 2,4 Mrd. €.


Diese amtliche Auswertung erfasst alle in Deutschland produzierten Möbel. Ungefähr ein Drittel (31,7 Prozent) dieser Möbel wird exportiert. Diese Quote hat sich seit der Jahrtausendwende verdoppelt. Laut VDM ist dies das Ergebnis langjähriger Exportanstrengungen und ein starker Beleg für die Wertschätzung für Möbel "Made in Germany". An der weltweiten Vermarktung von deutschen Möbeln will man weiter arbeiten. In 2015 belegten die deutschen Hersteller mit 5 Prozent der weltweiten Möbelproduktion hinter China (41 Prozent) und den USA (12 Prozent) den 3. Platz. Auf Platz 4 folgt Italien (4 Prozent). Unter den von der Wirtschaftswoche veröffentlichten 30 erfolgreichsten deutschen Luxusmarken befinden sich acht Möbelhersteller.

Unverändert zum Vorjahreszeitraum weist das Bundesamt 500 Betriebe aus - neben den Insolvenzen gibt es also auch Neugründungen. Zudem sind mehr Menschen in der Möbelindustrie beschäftigt: mit 84.014 Mitarbeitern gab es ein kleines Plus von 0,6 Prozent. Die Kapazitätsauslastung ist gestiegen. Im Juli 2016 lag sie mit 87,4 Prozent dreieinhalb Prozentpunkte über dem Vorjahreswert.

Der VDM konkretisierte auch die Schwierigkeiten, mit denen die Möbelindustrie zu kämpfen hat: Für die Insolvenzen hätten viele Gründe eine Rolle gespielt: zum einen leide die Möbelindustrie seit langem an Überkapazitäten. Unter anderem das Ende der Schrankwand habe dazu beigetragen, dass weniger Holz verarbeitet werde. Die Rendite sei viel zu gering und verhindere notwendige Investitionen in den Unternehmen. Das liege auch daran, dass es für die Produzenten schwierig sei, gemessen an den eigenen Kosten die betriebswirtschaftlich notwendigen Preise durchzusetzen. Dies wiederum hänge maßgeblich mit der noch immer zunehmenden Globalisierung des Möbelmarktes zusammen. Die Kosten für die Produktion von Möbeln seien im Ausland schlichtweg niedriger. In direkter Konkurrenz gehe dies zu Lasten deutscher Produzenten. In der Globalisierung liegen aber auch Chancen für die deutschen Hersteller, was der Blick auf deren ausländische Standorte zeige.

Für das zweite Halbjahr 2016 seien die Vorzeichen laut VDM weiter positiv, denn mit anhaltender Konsum- und Bautätigkeit werde es weiter einen moderaten Aufschwung geben. Die Wirtschaftsforschungsinstitute korrigieren aber die Aussichten für 2016 und 2017 - insbesondere wegen des Brexit - derzeit leicht nach unten. Internationale Krisen verunsicherten auch hierzulande zunehmend die Verbraucher. Das Exportgeschäft dürfte in der zweiten Jahreshälfte auch deutlich an Dynamik verlieren. Deshalb geht  der Verband für das Gesamtjahr 2016 von einem Gesamtergebnis in Höhe von rund 3,5 Prozent aus.

Nach dem Branchentief 2008 freut sich die deutsche Möbelindustrie gegenwärtig wieder über steigende Umsätze. (Foto: VDM)