Mit Dachausbauten mehr Wohnraum schaffen

BBSR-Studie zeigt Potenzial für preiswerten Wohnraum in den Ballungsgebieten

Mit Dachaufstockungen und Dachausbauten sollen angespannte Wohnungsmärkte entlasten helfen. Laut Bundesbauministerium (BMB) könnte eine maßvolle Verdichtung in den gefragten Innenstadtlagen zur Entstehung neuer Wohnungen beitragen, ohne zusätzliche Flächen zu versiegeln. Die vom Statistischen Bundesamt vorgelegten Halbjahreszahlen zu den erteilten Baugenehmigungen belegten, dass die Bau- und Immobilienwirtschaft diese Potenziale erkannt habe: Gegenüber dem Vorjahreszeitraum sei die Zahl der Baugenehmigungen für Dachausbauten, Dachaufstockungen und Umwandlungen um 46 Prozent gestiegen.

Hohe Nachfrage bestehe laut BMB im mittleren Preissegment. Gerade hier böten Dachausbauten und Aufstockungen gute Möglichkeiten. Zu diesem Ergebnis komme eine im Auftrag des Bundesbauministeriums vom Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) herausgegebene Kurzexpertise: Vor allem die Wohnungsbestände der 1950er- bis 1970er-Jahre böten demnach gute Voraussetzungen für den Ausbau, weil diese ohnehin einen großen Sanierungsbedarf aufwiesen und im Zuge der anstehenden Modernisierung Dachausbaumöglichkeiten geprüft werden könnten.

Knapp 40 Prozent des Wohngebäudebestandes in der Bundesrepublik entfallen auf diese Gebäudegeneration. Dass Dachausbauten durchaus einen Beitrag zur Entlastung angespannter Wohnungsmärkte leisten können, belegen Praxisbeispiele. Die Wissenschaftler haben Potenziale von Dachausbauten und Dachaufstockungen anhand von Fallstudien ermittelt und bestehende Hemmnisse unter die Lupe genommen.

Das mögliche Potenzial ist hoch, so ein wichtiges Ergebnis der Expertise, wird aber wegen hoher Herstellungskosten eher einen Beitrag zur Ausweitung des Wohnungsangebots im mittleren als im unteren Preissegment leisten können. Positive Effekte für den Wohnungsmarkt würden dadurch erzielt, dass die künftigen Nutzer auch preiswertere Bestandswohnungen frei machten.

Ein besonderer Vorteil liege darin, dass für diese neuen Wohnungen kein Bauland in Anspruch genommen werden müsse und daher auch keine weiteren Flächen versiegelt werden müssten. Hinzu komme, dass in Quartieren mit schwierig umzusetzender Nachverdichtung Dachaufstockungen und Dachausbauten oftmals die einzige Möglichkeit darstellten, zusätzlichen Wohnraum zu schaffen. Daher sei die Erfassung der theoretischen Potenziale durch die Kommune bedeutsam, da die Relevanz von Dachausbauten und Dachaufstockungen für die Wohnraumversorgung verdeutlicht werde.

"Wir heben bisher nur einen Bruchteil der Potenziale, die Dachaufstockungen und Dachausbauten bieten", sagte BBSR-Direktor Harald Herrmann. "Auf Baumaßnahmen im Bestand entfallen derzeit maximal zehn Prozent an allen fertiggestellten Wohnungen in Deutschland." Er mahnte jedoch: "Eigentümer wägen sehr genau ab, ob sich ihre Investitionen rechnen. Zudem wirken rechtliche Anforderungen der Länder und Kommunen, wie etwa die Stellplatzpflicht oder die Pflicht, einen Aufzug einzubauen, als Kostentreiber."

Um die Baukosten zu reduzieren, empfehlen die Wissenschaftler, dass die Kommunen ihre planerischen Ermessensspielräume nutzen und kostentreibende Auflagen in einem angemessenen Maß reduzieren. Dies entspricht auch den Forderungen des Bündnisses für bezahlbares Wohnen und Bauen, das Bundesbauministerin Hendricks ins Leben gerufen hat. Da Baumaßnahmen an bestehenden Gebäuden mit erheblichen Belastungen für Bewohner und Nachbarn einhergingen, gelte es zudem, stärker für die Akzeptanz der Baumaßnahmen zu werben. "Es sind umfangreiche Informationen und eine gezielte Kommunikation notwendig, um die Vorteile der Maßnahmen deutlich zu machen", sagte Herrmann.