Impulsgeber Holzhochhaus

170 Planer besichtigen "Skaio" und erwarten einen Vorbildeffekt

Auf dem Bundesgartenschaugelände in Heilbronn entsteht derzeit Deutschlands höchstes Gebäude in Holzbauweise. Das Skaio, so der Name des Bauwerks, ist ein Novum und aus vielerlei Hinsicht für Experten interessant. Deshalb hatte proHolzBW in Zusammenarbeit mit der Stadtsiedlung Heilbronn, dem verantwortlichen Architekturbüro Kaden und Lager sowie dem Bauunternehmen Züblin am 12. Oktober 2018, zehn Tage nach dem Richtfest, einen Besichtigungstag für Fachpublikum organisiert. Rund 170 Architekten, Ingenieure, Holzbauunternehmer sowie Entscheider aus Politik und Wohnungswirtschaft waren der Einladung gefolgt und nutzten die Gelegenheit zum fachlichen Austausch mit den an Planung und Umsetzung des Holzhochhauses beteiligten Experten.

Nach aktuellem Stand dürfen Gebäude der Klasse 5, also Hochäuser, nur in Baden-Württemberg, Berlin und Hamburg aus Holz gebaut werden. Da es bislang noch keine vergleichbaren Gebäude gibt, fehlen standardisierte Richtlinien für den Bau von Holzhochhäusern. Experten erhoffen sich nun, dass von Skaio Impulse für deren Entwicklung ausgehen. "Wir befinden uns an einem Startpunkt, ähnlich wie ihn der mehrgeschossige Holzbau vor einigen Jahren erlebt hat", sagt Tragwerksplaner Thorsten Kober. Damals habe man Zweifel gehabt, ob der mehrgeschossige Wohnbau in Holz überhaupt eine Perspektive habe. Heute mit der fortschreitenden Standardisierung habe er das Potential, sich zum neuen Zugpferd der Branche zu entwickeln.

Ähnliche Erwartungen stecken die Experten auch in die Arbeit der Brandschutzplaner. Sie orientierten sich bei ihrem Konzept an der allgemeinen Hochhausrichtlinie. Kern der Richtlinie sei dabei das Treppenhaus, das aus Stahlbeton errichtet wurde. Es wird im Brandfall unter Überdruck gesetzt, sodass kein Rauch und keine Flammen eindringen können. Bereits im Treppenhaus ist die Gefahrensituation die gleiche, wie draußen vor dem Gebäude. In den Wohnbereichen wird Brandschutz durch die Bauteile erreicht, die laut Brandschutzfachmann Dirk Kruse undurchlässig für Feuer und Rauch seien und die geforderte Feuerbeständigkeit von 90 Minuten bedenkenlos erfüllten. Die tragenden Wände und Geschossdecken seien zudem aus Massivholz, das nur an der Oberfläche brennt. Glutnester oder schwer zu bekämpfende Hohlraumbrände können so gar nicht erst entstehen. Zum Sicherheitskonzept gehört auch eine Hochdruck-Sprinkleranlage. Diese werde jedoch nur benötigt, um den durch die bodentiefen Fenster möglichen Brandüberschlag in ein darüber liegendes Geschoss zu verhindern, so Kruse.

Derzeit befindet sich Deutschlands erstes zehngeschossiges Hochhaus in Holzbauweise "Skaio" im Bau. (Foto: proHolzBW)