Das zweigeschossige Wohnhaus der Familie Derix am Niederrhein plante 1975 der international bekannte Bauingenieur Prof. Julius Natterer, übrigens ohne Beteiligung eines Architekten. Da der Bauherr schon damals ein großer Brettschichtholz-Hersteller war, wurde natürlich mit dem eigenen Werkstoff gebaut. Jetzt soll das Haus demontiert und die Holzkonstruktion einer neuen Nutzung zugeführt werden. Das große Raster der Skelettkonstruktion in Verbindung mit einem Trägerrost aus Brettschichtholz macht das Gebäude innen nahezu stützenfrei. Alle Bauteile befinden sich in einwandfreiem Zustand. Für einen neuen Lebensabschnitt an anderer Stelle bieten sich neben dem Wohnen verschiedene andere Nutzungen an, etwa als Kindergarten, Besucherzentrum oder Atelier.
In den 1970er Jahren gab es weder zirkuläre Konzepte, noch wurde die Wiederverwendung von Bauteilen ernstgenommen. Und doch passt dieses Wohnhaus perfekt in die heutige Zeit, in der auch im Bauwesen die kreislaufwirtschaftliche Verwendung von Rohstoffen unausweichlich ist. Die DERIX-Gruppe von heute als eine der Marktführerinnen für die Herstellung verleimter Holzprodukte ist das erste Unternehmen, das seit diesem Jahr die Rücknahme gebrauchter Holzbauteile aus seiner Fertigung zum Standard erklärt. Die Einführung einer solchen Verpflichtung ist der erste Schritt für die Verwendung von Baustoffen viele Jahrzehnte nach ihrer Produktion. Dieses Konzept ist rohstoffschonend, denn Holz lässt sich einmal gewonnen im Idealfall immer wieder einsetzen. Mit dem Verkauf der fast 50 Jahre alten Holzkonstruktion des Wohnhauses zwecks Wiederverwendung setzt das Unternehmen die zirkuläre Nutzung nun erstmalig selbst um.
Das Holzskelett der Familie Derix wird in diesem bauhistorisch interessanten Fall von der Firma Concular aus Stuttgart vermarktet. Bereits seit 2012 engagiert man sich hier erfolgreich für die Kreislaufwirtschaft im Bausektor, zum Beispiel mit der Erstellung von materiellen Gebäudepässen. Auf deren Website ist auch ein Portal zu finden, auf dem über eine Million vorverwendete Baustoffe zum Verkauf angeboten werden. Um eine weitere Ausbeutung der Primärressourcen zu reduzieren, stellt die Bewahrung oder das Recycling urbaner Lager ein wichtiges volkswirtschaftliches Ziel dar. Durch den Wiedereinsatz von Baumaterialien und Bauteilen lässt sich tonnenweise CO2 und Abfall einsparen. Das Cradle-to-Cradle-Prinzip wird erheblichen Einfluss auf die Planung von Gebäuden haben, da Bauherren und Investoren ein wachsendes Interesse für die Rückbaufähigkeit ihrer Konstruktionen entwickeln.