Holzbau für eine zweite Moderne

Deutsch-Japanisches Symposium in Reutlingen

Japan und der japanische Holzbau üben seit der Öffnung des Landes im 19. Jahrhundert eine tiefgreifende Faszination auf die Kunst- und Bauschaffenden in Europa aus. Dieser Besonderheit und der Frage, ob es Gemeinsamkeiten im Umgang mit dem Holzbau als Option für die eine klimaschonende Architektur des 21. Jahrhunderts gibt, ging eine Veranstaltung am 11. Mai 2023 im Naturtheater Reutlingen nach. Die Hochschule Rottenburg konnte prominente Fachleute gewinnen, die ihre Sicht auf die Herausforderungen und Lösungen mit Blick auf den Holzbau präsentieren. 170 Interessierte waren in das Naturtheater nach Reutlingen gekommen, um den abwechslungsreichen Beiträgen zu folgen.

Den Auftakt machte Prof. Kengo Kuma, der als Grenzgänger zwischen den Kulturen anhand seines umfangreichen Werks Ansätze und Wege aufzeigte, wie sich Notwendiges mit Poetischem bei Bauaufgaben mit Holz verbinden lässt. Neben zahlreichen Museumsbauten realisierte er spektakuläre Bauten wie das Nationalstadion in Tokio, bekannte dennoch, dass ihm seine kleinen Vorhaben die liebsten sind. Für diese sei die Verknüpfung von Gestaltung und handwerklicher Kompetenz besonders wichtig, um eine schon aus der Ferne wahrnehmbare Qualität von Konstruktion und Bauwerk zu erreichen.

Ihm antwortete mit weitem Blick auf die Entwicklung des Holzbaus in Mitteleuropa der Architekt und langjährige Hochschullehrer Peter Cheret. Auch er zeigte nicht nur anhand eigener Werke auf, dass die Verknüpfung von Herausforderungen mit der Entsprechung von Erforderlichem vereinbar ist. Besonders wenn es gilt, Bewährtes mit Innovativem im Holzbau für ein zukunftstaugliches Bauschaffen zu verknüpfen. Wie Kengo Kuma verwies Cheret auf einen kleinen, ephemeren Pavilion, der für ihn als eines seiner wichtigsten Vorhaben gilt.

In einem zweiten Block berichtete der Architekt Prof. Mitsutaka Tsuji von Bauwerken, die mit Studierenden auf dem Campus der Gifu Academy of Forst Science and Culture im japanischen Mino errichtet wurden. Danach präsentierte der Stuttgarter Architekt Prof. Stefan Birk anhand konkreter Bau- und Forschungsvorhaben die von ihm praktizierten Prinzipien für ein nachhaltiges Bauen mit Holz.

Im Sinne des interdisziplinären Dialogs folgten die Beiträge der Ingenieure Prof. Katsuhiko Kohara aus Mino sowie Prof. Thorsten Helbig aus Stuttgart. Beide verdeutlichten die Notwendigkeit systematischer Forschung, um mit den technischen und wissenschaftlichen Mitteln der Gegenwart sowie traditionellen Kompetenzen die zuvor von den Architektenkollegen gezeigten Bauten zu realisieren.

 

Peter Cheret und Kengo Kuma/MLR BW/Holzbau Offensive BW