Holzbau Deutschland kritisiert tendenziöse Darstellung in Ökobilanz-Studie

"Interessensgeleitete und ergebnisorientierte Auftragsarbeit für den Mauerwerksbau"

In letzter Zeit häufen sich Medienberichte, die behaupten, das Beratungsinstitut LCEE hätte in einer wissenschaftlichen Studie nachgewiesen, dass die Ökobilanz und die Klimaschutzleistung von Holzgebäuden nicht besser sei als die von Gebäuden aus Mauerwerk, sondern sogar schlechter. Die Fachversammlung von Holzbau Deutschland, die Ende September in Berlin tagte, kritisiert die Studie "Betrachtungen zur Nachhaltigkeitsqualität der Holzbauweise im Wohnungsbau" des LCEE als interessensgeleitete und ergebnisorientierte Auftragsarbeit, in der die Ergebnisse für den Mauerwerksbau schöngerechnet werden.

Laut Holzbau Deutschland werde beispielsweise der Betrachtungszeitraum zur Berechnung der ökobilanziellen Gesamtergebnisse, der bei einer normgerechten Bilanzierung (DIN EN 15978) genau 50 Jahre beträgt, auf 80 Jahre ausgedehnt, um sich ab dem 51. Jahr nicht mehr an die von der Norm vorgegebenen Rahmenbedingungen halten zu müssen. Zwar werde im umfangreichen Text darauf hingewiesen, doch gehe dies in der Fülle an Detailinformationen unter.

Auch werde in der Studie einfach angenommen, dass nach 70 Jahren bei einem Holzgebäude die komplette Außenwandkonstruktion ausgetauscht werden müsse. Für diese Annahme gibt es laut Holzbau Deutschland jedoch keinerlei empirische Grundlage. Sie sei rein willkürlich und diene wohl nur dem Zweck, das vom Auftraggeber gewünschte Ergebnis zu erzielen. "Mit seriöser Wissenschaft hat das nichts mehr zu tun", so Holzbau Deutschland.

In der vom Bayerischen Wirtschaftsministerium und dem Bayerischen Landesamt für Umwelt herausgegebenen Studie "Lebenszyklusanalyse von Wohngebäuden" wird im Kapitel 1.2 "Wissenschaftlich-technischer Stand" auf die Unwissenschaftlichkeit der LCEE-Studien von Graubner und Pohl ausdrücklich hingewiesen.

Der Vorsitzende von Holzbau Deutschland Peter Aicher mahnte zu mehr Sachlichkeit und betonte, dass der Holzbau weiter faktenorientiert informieren werde. "Wir setzen uns für ein zukunftsorientiertes, nachhaltiges Bauen ein. Dabei liegt der Schlüssel vieler Bauaufgaben sogar in der intelligenten Kombination der verschiedenen Baumaterialien. Es geht darum, die Baustoffe entsprechend ihrer Vorteile optimal einzusetzen. So eignet sich beispielsweise die Holzbauweise besonders gut für die städtische Nachverdichtung in Form von Aufstockungen und Lückenschließungen. Sie ist nicht nur vergleichsweise schnell, flexibel und präzise, sondern leistet als nachhaltige, klima- und ressourcenschonende Bauweise einen wichtigen Beitrag, um den globalen Herausforderungen wie Klimawandel oder Übernutzung unserer Ressourcen zu begegnen."