Am 15. und 16. September fand in Düsseldorf unter Corona-Bedingungen wieder die relativ junge, aber schon erfolgreiche Messe für Stadt- und Projektentwicklung ‚polis Convention’ statt. Hier treffen sich Städte und Kommunen, die Immobilienwirtschaft, Projektentwickler, Wirtschaftsförderer sowie Investoren, Architekten und Planer – alles Akteure, die aktiven Einfluss auf das Baugeschehen in Stadt und Land haben. Drei Einrichtungen der Forst- und Holzwirtschaft haben sich auf einem Gemeinschaftsstand zusammengetan: Wald und Holz NRW, die Studiengemeinschaft Holzleimbau sowie der INFORMATIONSDIENST HOLZ. Sie boten auf ihrem Messestand konkrete Beratung zum Bauen mit Holz und präsentierten als Anziehungspunkt das derzeit in Düsseldorf entstehende 'The Cradle', ein ungewöhnliches Bürogebäude in Holzhybrid-Bauweise, das als erstes Großprojekt kreislaufwirtschaftliches Handeln im Bauwesen in den Mittelpunkt stellt.
Im Rahmen des Messekongresses wurden zwei Diskussionsrunden unter der Leitung von Prof. Ludger Dederich von der Hochschule Rottenburg abgehalten, die online und vor Publikum auf reges Interesse stießen. Vertreter der an 'The Cradle' beteiligten Bauherren (Carsten Boell, Interboden), Architekten (Antonio Vultaggio, HPP) sowie des Holzbaubetriebs (Markus Steppler, Derix) diskutierten über zirkuläres Bauen mit dem Architekten, Vordenker und Buchautor ('Material Matters') Thomas Rau aus Amsterdam. Es zeigte sich, dass die holländischen Nachbarn schon deutlich weiter sind: hier wird keine Baugenehmigung erteilt ohne Vorlage eines Material-Gebäudepasses; Rau versteht Gebäude als 'zeitliche Aggregate', nicht als Immobilien.
Eine zweite Gesprächsrunde widmete sich der Entwicklung von Wohnquartieren am Beispiel der ökologischen Mustersiedlung im Prinz-Eugen-Park in München. Ins Gespräch kamen die Stadtbaudirektorin Ulrike Klar, der Staatssekretär des Bauministeriums NRW Dr. Jan Heinisch und der Direktor des Verbands der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft NRW Alexander Rychter. Die Münchner Stadtverwaltung verfolgt konsequent die Etablierung des Holzbaus zusammen mit Klimaschutz und nachhaltiger Stadtentwicklung, indem sie geschickt die Vergabe von Grundstücken an ökologische und soziale Ziele knüpft. Die beiden Vertreter von NRW sahen für ein solches Vorgehen großes Potenzial im bevölkerungsreichsten Bundesland. Allein gemessen an München steht eine Landeshauptstadt wie Düsseldorf dennoch erst am Anfang solch zukunftsweisender Prozesse wie in Bayern.
Das Resumee der drei Aussteller fällt nach der zweiten Teilnahme an der 'polis Convention' rundweg positiv aus. Die Gruppe hat klar erkannt, wie wichtig es ist, mit thematisch passenden Beiträgen das Bauen mit Holz auch in der noch ungewohnten Welt der Stadt- und Projektentwickler zu repräsentieren. Hier kann gezielte, sachkundige Kommunikation viel bewirken. Das Interesse auf Seiten der Messebesucher war groß und es war zu spüren, dass die vielbeschworene Notwendigkeit zur Transformation der Bauwirtschaft in Politik, Wirtschaft und bei Baufachleuten angekommen ist, auch wenn die Reise erst ganz am Anfang steht.