Brandschutz und Schallschutz sind Forschungsschwerpunkte im Holzbau

Förderpartner Deutscher Holzbau informieren sich über Arbeit des Holzbau Deutschland Instituts

„Der Holzbau in Deutschland gewinnt zunehmend an Bedeutung und hat ein enormes Wachstumspotenzial. Das ist eine große Chance für uns“, erklärte Peter Aicher, Vorsitzender von Holzbau Deutschland im Zentralverband des Deutschen Baugewerbes, die Förderpartner Deutscher Holzbau im Rahmen einer kürzlich durchgeführten Webkonferenz. „Es stellt uns aber auch vor große Herausforderungen. Um die Möglichkeiten und Potenziale des Holzbaus weiter auszubauen, sind noch einige Forschungsfragen zu klären. So liegt beispielsweise gerade in der innerstädtischen Verdichtung und Aufstockung ein großes Potenzial für den Holzbau. Gerade hierbei ist es unerlässlich und sinnvoll, entlang der Wertschöpfungskette im Austausch zu bleiben, um die Ideen und das Wissen der Branche bestmöglich zu vernetzen", so Aicher. Und Walter Bauer, Vorsitzender des Holzbau Deutschland Instituts ergänzte: "Die vielschichtigen Herausforderungen erfordern einen Aufwand, den man im Alleingang kaum aufbringen kann."

Aktuelle Forschungsschwerpunkte des Holzbau Deutschland Instituts sind nach wie vor der Brandschutz und der Schallschutz. Das berichtete dessen Geschäftsführer Johannes Niedermeyer. Darüber hinaus sei man in allen für den Holzbau relevanten Themen unterwegs, so Niedermeyer, angefangen vom Eurocode 5 bis hin zur Innenraumluft. Ein ganz wichtiger Aspekt sei aber auch der Wissenstransfer in die relevanten Zielgruppen.

Auch das im Dezember 2020 fertiggestellte Forschungsvorhaben „Entwicklung einer Richtlinie für Konstruktionen in Holzbauweise in den Gebäudeklassen 4 und 5 gemäß der LBO BW – HolzbauRLBW“ zum Schutzziel der Rauchdichtheit weist nach, dass mehrgeschossige Holzgebäude unter Brandeinwirkung vergleichbar sicher sind wie Gebäude anderer Bauweisen,. In dem Vorhaben konnte belegt werden, dass hinsichtlich des Rauchdurchganges die Holztafelbauweise gleichwertig zu anderen Bauweisen bewertet werden muss. Zum Abschluss dieses Projektes wird in Kooperation mit dem Holzbau Deutschland-Institut eine Schrift beim INFORMATIONSDIENST HOLZ zu Leitdetails für die Gebäudeklassen 4 und 5 erarbeitet.

Beim Schallschutz im tieffrequenten Bereich und der differenzierten Flankenbewertung habe der Holzbau große Fortschritte gemacht, betonte Niedermeyer. So ist vor zwei Jahren das Grundlagenwerk „Schallschutz im Holzbau – Grundlagen und Vorbemessung“ beim INFORMATIONSDIENST HOLZ erschienen. Hier sind die tieffrequenten Bereiche, wie sie etwa beim Trittschall entstehen, berücksichtigt, während die neue DIN 4109-5:2020 mit ihren Zielwerten den tieffrequenten Bereich unter 100 Hz nicht abbildet. Eine für den Nutzer spürbare Verbesserung des Trittschallschutzes ist damit nicht gewährleistet. Zusammen mit dem Bundesverband Deutscher Fertigbau (BDF) und dem Deutscher Holzfertigbau-Verband (DHV) erarbeitet das Holzbau Deutschland-Institut eine Vorlage für eine Vereinbarung zur vertraglichen Festlegung des erhöhten Schallschutzes inklusive der Abdeckung des tieffrequenten Bereiches über die Spektrumsanpassungswerte Ci50-2500.

Bei der kürzlich ebenfalls beim INFORMATIONSDIENST HOLZ erschienen Broschüre „Differenzierte Flankenbewertung bei der Trittschallübertragung“ wird ein erweitertes Prognoseverfahren für den Trittschall von Holzdecken vorgestellt. Dieses bildet das tatsächliche Trittschalldämmpotenzial einer Holzdecke deutlich besser ab als das pauschale Nachweisverfahren der DIN 4109 Teil 2. Bis zum kommenden Jahr werden in einem Großprojekt in Zusammenarbeit mit der Hochschule Rosenheim und dem IFT Rosenheim ergänzende Laborprüfungen zur Flankenwirkung im Schallschutz für die DIN 4109 – 2 und – 33 durchgeführt.

Grundlegend werden mit den Projekten zur Flankenübertragung, zur Schallübertragung bei haustechnischen Anlagen und Installationen in Ergänzung zu den Forschungsarbeiten zu den tiefen Frequenzen entscheidende Schritte unternommen, um Informationslücken zu schließen und den Holzbau für alle Gebäudetypen noch konkurrenzfähiger machen.