Baustelle Weltklima

Klimaforscher Hans Joachim Schellnhuber fordert radikale Bauwende

Die Erde erwärmt sich rapide, mit drastischen Folgen für die ganze Menschheit. Durch Errichten, Nutzen und Rückbau von Gebäuden und Infrastrukturen ist der Bausektor für rund 40 Prozent der globalen Treibhausgas-Emissionen verantwortlich. Darauf hat der weltweit angesehene Klimaforscher Hans Joachim Schellnhuber in der Bundespressekonferenz hingewiesen. Er fordert eine radikale Bauwende, ohne die das Pariser Klimaabkommen scheitern würde. Nur unter Einbeziehung der gebauten Umwelt in die Klimagleichung bestehe eine Chance, die 2-Grad-Linie von Paris zu halten.

Etwa 11 Prozent der globalen Emissionen gingen direkt auf das Konto der Betonproduktion. Wenn Beton wo immer möglich durch organische Materialien wie Holz ersetzt würde, ließen sich erhebliche Mengen klimaschädlicher Emissionen vermeiden. Darüber hinaus entstehe so eine mächtige CO2-Senke. Die Modellrechnung Schellnhubers: Ein Einfamilienhaus aus Massivholz kompensiere allein schon den CO2-Ausstoß von 100 Hin- und Rückflügen zwischen Berlin und New York.

Degradierte Waldflächen müssten schnellstmöglich wieder aufgeforstet werden. Auf der Basis nachhaltiger Forstwirtschaft könnten organische Materialien produziert und im Baubereich genutzt werden. Gleichzeitig fordert Schellnhuber verbindliche Zielsetzungen für den Holzbau im nächsten Koalitionsvertrag und eine zeitgemäße Reform der Bauvorschriften. Ab sofort sollten Neu- und Erweiterungsbauten in Deutschland überwiegend aus Holz von nachhaltiger Forstwirtschaft gebaut werden. Zudem plädiert er für die Schaffung eines integrierten Ministeriums für Landnutzung, Raumentwicklung und gebaute Umwelt.

Gemeinsam mit Prof. Dirk Messner, Präsident des Umweltbundesamts (UBA), Architektin Prof. Annette Hillebrandt vom Bund Deutscher Architekten (BDA) und mit 20 weiteren Persönlichkeiten gründete Schellnhuber das „Bauhaus der Erde“. Als Keimzelle einer globalen Bewegung setzt sich die Initiative zum Ziel, die gebaute Umwelt nachhaltig zu transformieren. Sie soll zugleich Triebfeder für Innovationen im Bausektor und ständige Mahnung für relevante Entscheidungsträger sein.

Weitere Informationen und Links unter www.bauhausdererde.org