Im Rahmen einer Dissertation an der TU München wurde untersucht, inwieweit die Verwitterung naturbelassener Holzfassaden den architektonischen Ausdruck von Holzbauwerken beeinflusst und wie Verwitterungsprozesse bereits im Entwurfsstadium planerisch berücksichtigt werden können. Ein zentraler methodischer Schwerpunkt lag in der Integration architektur- und designrelevanter Forschungsmethoden in den methodologischen Rahmen der „Grounded Theory“. Diese wurde adaptiert, um als übertragbares Analysemodell für vergleichbare Fragestellungen im architektonischen Forschungskontext zu dienen.
Die im Sinne eines „Verwitterungsatlas“ entwickelten Projektdatenblätter ermöglichen eine systematische Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Verwitterungsphänomenen und deren gestalterischen Implikationen. Durch fotografische Vergleichsdokumentationen wird deren Einfluss auf die Wahrnehmung des architektonischen Ausdrucks nachvollziehbar gemacht. Die erfassten Phänomene wurden differenziert nach Maßstabsebenen kategorisiert und hinsichtlich ihres gestalterischen Potenzials sowie ihrer Relevanz für die architektonische Wirkung analysiert. Daraus wurden entwurfsunterstützende Strategien abgeleitet, die eine bewusste gestalterische Integration von Verwitterung als architektonische Ressource ermöglichen.
In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage, inwieweit der sichtbare Alterungsprozess als Teil des architektonischen Ausdrucks akzeptiert oder sogar gezielt eingesetzt werden kann – ein Diskurs, der im Kontext aktueller Herausforderungen wie zirkuläres Planen und Bauen weiter vertieft werden sollte.