Weltweit einmaliger Prototyp für nachhaltige Verkehrswege aus Holz

"Stuttgarter Holzbrücke" auf 4. Internationalen Holzbrückentagen vorgestellt

Zum Auftakt der 4. Internationalen Holzbrückentage am 8. und 9. Juni weihte der Minister für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg, Peter Hauk (CDU), an der Universität Stuttgart die insgesamt 40 Meter lange und in dieser Form weltweit einmalige "Stuttgarter Brücke" ein. Die in innovativer Holzbauweise errichtete Brücke gilt als wegweisend für die nachhaltige Mobilität der Zukunft.

Bauen mit dem nachwachsenden Rohstoff Holz gilt als nachhaltig und hat in den letzten Jahren einen wahren Boom erfahren. Im Brückenbau dagegen war Holz trotz der langen Tradition des Werkstoffs in diesem Bereich zuletzt in Verruf geraten, da sich das Material in herkömmlicher Bauweise als nicht ausreichend witterungsbeständig erwies. Auf dem Gelände der Materialprüfungsanstalt Universität Stuttgart wurde jetzt ein Prototyp errichtet, der zeigt, wie man auf der Basis neuer Konstruktionsprinzipien robuste und dauerhafte Holzbrücken bauen kann, die als Verkehrswege für die Mobilität der Zukunft geeignet sind.

Das elegant geschwungene Bauwerk entstand im Rahmen zweier Forschungsprojekte, die vom Land Baden-Württemberg, der Europäischen Union sowie von mehreren baden-württembergischen Firmen gefördert wurden. Sie zielten darauf ab, neuartige Konstruktionsprinzipien und einen Anforderungskatalog für robuste, langlebige und wartungsarme Brücken aus dem nachhaltigen, CO2-speichernden Werkstoff Holz zu entwickeln. Besonderes Augenmerk richteten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler dabei auf jene Details, die bei Holzbrücken in der Vergangenheit typischerweise zu Schäden geführt haben. Hierzu gehören zum Beispiel das Eindringen von Wasser über den Geh- beziehungsweise Fahrbahnbelag in den Blockträger sowie Schädigungen der Widerlager durch Wasser, Laub, Splitt oder Schnee.

Um solche Probleme künftig auszuschalten, wurden unter anderem die Übergänge zwischen Überbau und Widerlager völlig neu konzipiert. Für den Überbau wurde dabei ein verklebter Primärträger aus Brettschichtholz (BSH) verwendet. Wesentliche Elemente der Konstruktion sind ein integraler, fugenloser Widerlageranschluss, ein entzerrter Übergang sowie einfach rückbaubare Schraubpfahl-fundamente. Die Brückenbelagslösungen, die eine zweite Abdichtungsebene einschließen, garantieren eine dauerhafte und robuste Holzbrücke. Ein weiterer Schwerpunkt des Projekts ist ein begleitendes funkgestütztes Monitoring für die Dauerüberwachung der Brücke.

Die Einweihung der Brücke bildete den Auftakt zu den 4. Internationalen Holzbrückentagen. Themen waren neben aktuellen Trends und Zukunftsperspektiven im Holzbrückenbau insbesondere Verbundsysteme sowie spezifische Fragen zu Fußgänger-, Radweg- und Straßenbrücken.

Die Stuttgarter Holzbrücke dient vor allem der Forschung und wurde auf den 4. Internationalen Holzbrückentagen vorgestellt. (Foto: Harald Wetzel/MLR)