Tagungsband zur Deutschen Holzschutztagung 2016 in Dresden

100 Experten diskutierten Verfahren und Anwendungsbereiche

Am 22. und 23. September 2016 fand in Dresden die 29. Deutsche Holzschutztagung mit über 100 Teilnehmern aus Deutschland und Österreich erstmalig in den neuen Bundesländern statt. Die Organisation vor Ort oblag dem Institut für Holztechnologie Dresden gemeinnützige GmbH (IHD). Die 1949 begonnene Tagungsreihe wird vom Fachausschuss Holzschutz veranstaltet, in dem Forschungs- und Prüfinstitute, Unternehmen, Verbände, Behörden sowie Sachverständige vertreten sind; amtierender Vorsitzender ist Prof. Dr. Holger Militz von der Georg-August-Universität Göttingen.

Eröffnet wurde das Fachprogramm von Martin Seelinger (Cornelsen + Seelinger Architekten BDA), der über erste Erfahrungen mit "BauBuche" berichtete. Es schlossen sich Vorträge von Dr. Susanne Bollmus (Georg-August-Universität Göttingen) zu Eigenschaften von acetylierten Laubhölzern und Norbert Rüther (Fraunhofer-Institut für Holzforschung WKI) zur brandschutztechnischen Ertüchtigung von Holz und Holzwerkstoffen an.

Dr. Wolfram Scheiding (IHD) befasste sich mit den Begriffen Dauerhaftigkeit und Gebrauchsdauer in Normen und Ökolabeln. Linda Meyer-Veltrup (Leibniz Universität Hannover) analysierte weltweit verwendete Freiland-Prüfmethoden zur Dauerhaftigkeit. Dr. Christian Brischkes Thema (aus gleichem Hause) war die Rissbildung in Holzbauteilen und deren Einfluss auf Holzfeuchte und Dauerhaftigkeit.

Angeregt diskutiert wurde der Beitrag von Dr. Dirk Lukowsky (WKI), der die Befallswahrscheinlichkeit technisch getrockneten Holzes durch den Hausbock kritisch analysierte. Kordula Jacobs (IHD) referierte über die Veränderung der Virulenz von Prüfpilzen, die bei Laborprüfungen und Qualitätssicherung von hoher Bedeutung ist.

Den aktuellen Stand der Zulassungsverfahren von Kreosot sowie von Alternativen erläuterte Dr. Jürgen Fischer vom Umweltbundesamt. Uwe Halupczok (Deutscher Holzschutzverband für Außenholzprodukte e.V.) stellte heraus, dass vor allem Qualitätssysteme wie RAL-GZ 411 langfristig den Einsatz von geschütztem Holz sichern.

Mit dem aktuellen Stand der Holzschutznormung befassten sich Eckhard Melcher vom Thünen-Institut für Holzforschung (neue Fassung der EN 350 Dauerhaftigkeit von Holz und Holzprodukten) und Florian Tscherne von der Holzforschung Austria, der die österreichische und deutsche Holzschutznorm ÖNORM B 3802 bzw. DIN 68800 vergleichend analysierte.

Einen historischen Bogen von 1949 bis heute schlug der Nestor des Holzschutzes, Prof. Hubert Willeit­ner, der die Holzschutztagungen als Spiegel des gesellschaftspolitischen und wirtschaftlichen Wandels beleuchtete. Dem Werdegang des chemischen Holzschutzes widmete sich Dr. Peter Jüngel (Kurt Obermeier GmbH & Co. KG). Sein Kollege Dr. Sascha Hellkamp untersuchte, inwieweit die Kupfertoleranz holzzerstörender Organismen im Obst- und Weinbau Tatsache oder Mythos ist.

In einem speziellen Block kam der wissenschaftliche Nachwuchs zu Wort, zunächst Claudia Lenz (Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde) mit Untersuchungen zum Holzabbau durch Poria placenta, einem wichtigen Holzzerstörer und Prüfpilz. Es folgten drei Beiträge der Georg-August-Universität Göttingen mit Michael Starck zu neuen Schutzsystemen zur Substitution von Kreosot in Bahnschwellen, Sascha Bicke zu neuen Modifizierungsverfahren mit Phenolharzen und Michael Altgen zur thermischen Modifizierung im geschlossenen Reaktorsystem.

Im abschließenden, sehr praxisorientierten Block erläuterte Ekkehard Flohr, Sachverständiger, die Anwendung von Bekämpfungsmitteln unter dem Aspekt neuer BAuA-Zulassungen. Roland Glauner (Holzbau Deutschland) stellte die überarbeitete Fachregel des Zimmererhandwerkes 02 Balkone und Terrassen vor, und Ulrich Arnold, ebenfalls Sachverständiger, sprach über Schäden und Sanierungsmöglichkeiten bei Fachwerkkonstruktionen.

Veranstalter und Teilnehmer zeigten sich sehr zufrieden mit dieser interessanten Tagung, aus der erneut die besondere und aktuelle Bedeutung des Holzschutzes für die Verwendung von Holz und den langfristigen Erhalt der Bausubstanz hervorging.

Der Tagungsband kann als pdf-Datei bestellt werden unter

Die Referenten der Deutschen Holzschutztagung 2016 in Dresden. (Foto: ihd)