Mit der Bioökonomie auf Zukunftskurs

Rohstoffgipfel und Sägewerkskongress 2017 in Berlin

Zum bereits vierten Mal luden der Deutsche Säge- und Holzindustrie Bundesverband (DeSH) und die Arbeitsgemeinschaft Rohholzverbraucher (AGR) 2017 zu ihrem gemeinsamen Branchentreff, der Kombination von Rohstoffgipfel und Sägewerkskongress, ein. Der Termin am 12. und 13. Januar in Berlin war ideal: Er bot den Teilnehmern noch die Gelegenheit, in den Genuss der Architektur-Ausstellung "Bauen mit Holz" zu kommen, die das diesjährige Schwerpunktthema von Rohstoffgipfel und Kongress anschaulich präsentierte: Holz für die Märkte der Zukunft.

"Einen besseren Veranstaltungsort als Berlin hätten wir in diesem Jahr nicht finden können, und das nicht nur auf Grund der Ausstellung 'Bauen mit Holz'. Denn wenn man sich hier umsieht, erkennt man, dass in den Städten das Zukunftspotenzial unseres Werkstoffs liegt", sagte DeSH-Präsident Carsten Doehring. Allein in der Bundeshauptstadt fehlen laut Prognose derzeit über 150.000 Wohnungen. Holz biete hier kreative und vielversprechende Lösungen, beispielsweise durch Aufstockung oder Lückenschlüsse.

Bundesforstminister Christian Schmidt (CSU) bekräftigte in seiner Eröffnungsrede, dass Klimaschutz durch Waldbewirtschaftung und nicht durch Flächenstilllegung erreicht werden kann. Die Sägeindustrie charakterisierte er als zentrales Bindeglied zwischen Wald und Holzverarbeitung sowie Motor für Wertschöpfung in ländlichen Regionen.

Neben den Themen Holzaufkommen, Zertifizierung und Logistik beschäftigte sich der AGR-Rohstoffgipfel besonders mit dem Aspekt Rohstoffeffizienz. Auf die Frage, wie Holz in der Kreislaufwirtschaft noch effizienter eingesetzt werden kann, bietet die Bioökonomie zukunftsträchtige Antworten. Der Gipfel mit dem Fokus "Holz für eine biobasierte Wirtschaft" zeigte, welche Möglichkeiten innovative Holzprodukte schon heute bieten. Vor allem Holzfaser- und Hybridprodukte sorgen seit geraumer Zeit für neue Optionen und Dimensionen im Holzbau.

Doch der Bausektor wird nicht der einzige Zukunftsmarkt für Holz bleiben: "Die Nutzung ist inzwischen sehr facettenreich und verbindet eine Vielzahl unterschiedlicher Disziplinen und Akteure, die wir zusammenbringen wollen", erklärte AGR-Präsident Leonhard Nossol.

Die Referenten aus Wissenschaft und Praxis machten deutlich, dass die Anwendungsbereiche einer holzbasierten Bioökonomie weit über klassische Einsatzgebiete hinausgehen: Angefangen von Holzklebstoff über Bio-Kraftstoffe und Medikamente bis hin zur Verwendung in Nahrungsmitteln oder zur Produktion von Kleidung - überall könne Holz fossile Rohstoffe ersetzen und damit eine tragende Rolle in der Entwicklung hin zu einer nachhaltigen Wirtschaft einnehmen.

Die verschiedenen Interview- und Diskussionsformate der Veranstaltung zeigten aber auch: der Weg dahin ist noch lang. Damit die Potenziale einer holzbasierten Bioökonomie tatsächlich genutzt werden können, müssten sich einige Rahmenbedingungen ändern, forderten die Teilnehmer. Zum einen fehle es an Forschung und rechtlicher Gleichstellung von Holz mit anderen Materialien, zum anderen muss Holz in ausreichender Menge vorhanden sein, damit es umweltschädliche Rohstoffe ersetzen kann.

Nutzungseinschränkungen, die nicht nur in stillgelegten Nationalparks, sondern auch in Wirtschaftswäldern um sich greifen, würden die politische Zielsetzung der Bioökonomie ebenso konterkarieren wie der auf der Veranstaltung mehrfach kritisierte Waldumbau hin zu einem Übermaß an Laubholz. Derzeit sehen sich die meisten Unternehmen aufgrund der angespannten Ertragslage jedoch nicht in der Lage, innerbetrieblich zu neuen Einsatzgebieten von Holz zu forschen oder in innovative Verfahrenstechnik zu investieren - auch wenn eine höhere Wertschöpfung dringend nötig erscheint.

Warben in Berlin für eine effiziente bioökonomische Ausrichtung mit Holz: Lars Schmidt, Carsten Doehring, Leonhard Nossol, Xaver Haas, Jörn Kimmich, Dr. Denny Ohnesorge (Foto: DeSH)