Holzwirtschaft will zügig Wohnraum für Flüchtlinge schaffen

DHWR schafft Koordinierungsstab und fordert Verkürzung der Baugenehmigungsverfahren

Der Deutsche Holzwirtschaftsrat e.V. (DHWR) hat einen Koordinierungsstab Flüchtlingswohnraum in Holzbauweise eingerichtet. Er reagierte damit auf zahlreiche Anfragen der Politik und Kommunen und will so zeitnah und unter den verschiedenen Holzbaugewerken abgestimmt reagieren können. „Die große Herausforderung der betroffenen Kommunen besteht derzeit darin, kurzfristig Wohnraum für die große Zahl von Flüchtlingen zu schaffen“, erklärt DHWR-Präsident Xaver Haas. Der moderne Holzbau zeichnet sich vor allem durch seinen hohen Vorfertigungsgrad aus. Werkseitig vorgefertigte Module erlauben eine sehr kurze Montagezeit. 

Falsch wäre es nach Ansicht des DHWR jedoch, aufgrund des hohen Zeitdrucks nur kurzfristig zu denken. „Unabhängig von der Flüchtlingskrise haben wir bereits heute in vielen Ballungszentren einen Wohnraumengpass. Hier braucht es zügig ein geeignetes Regierungsprogramm, das statt provisorischer Unterkünfte eine Nachnutzung der Gebäude im Blick hat“, sagte Haas. Die Holzbauweise ist aufgrund hoher energetischer und ökologischer Standards prädestiniert für die Nachverdichtung und den mehrgeschossigen Wohnbau in den Städten.

Auf die von Verbänden der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft geforderte Aussetzung der nächsten Stufe der Energie-Einsparverordnung (EnEV) ab 2016 regiert Haas ablehnend: „Es gibt aus unserer Sicht auch in der aktuellen Flüchtlingskrise keinen hinreichenden Grund, die Anforderungen der EnEV aufzuweichen. Vielmehr sollten die Genehmigungsverfahren beschleunigt werden. Die Kommunen müssen schnell und flexibel handeln können“, so Haas. Der DHWR teilt damit die Einschätzung des Bundesbauministeriums. Die Anforderungen der EnEV stünden weder der kurzfristigen Schaffung provisorischer Unterkünfte noch der Umrüstung von Bestandsgebäuden in Unterkünfte für Flüchtlinge entgegen. Eine Absenkung der Standards hätte nach Ansicht des DHWR jedoch klimapolitisch als auch für die Entwicklung der erneuerbaren Wärme negative Folgen.

Die Bundesregierung erwartet für das Jahr 2015 mehr als 800.000 Flüchtlinge. Bund, Länder und Kommunen stehen vor enormen Herausforderungen die Menschen angemessen unterzubringen. Auch angesichts des bevorstehenden Winters soll möglichst schnell und unbürokratisch Wohnraum geschaffen werden.

Die Aufgaben des Koordinierungsstabs beim DHWR sind die Bündelung von Anfragen zum Thema Flüchtlingswohnraum, Abstimmung der Positionen und die Abschätzung der Potentiale über den möglichen Beitrag der Deutschen Holzwirtschaft. Zudem sollen kurzfristig unter Beteiligung von Architekten und Bauwerksplanern sowie Brandschutzingenieuren Anforderungen für den Bau von Wohnraum in Holzbauweise definiert und Empfehlungen für kommunale Bauherren als auch für die Politik entwickelt werden.

Der Koordinierungsstab setzt sich aktuell zusammen aus Vertretern der nationalen Verbände Holzbau Deutschland, Deutscher Holzfertigbau-Verband e.V. (DHV), Deutsche Säge- und Holzindustrie e.V. (DeSH), Bundesverband Deutscher Fertigbau e.V. (BDF) im HDH, Verband der Holzwerkstoffindustrie e.V. (VHI), Studiengemeinschaft Holzleimbau, Deutscher Energieholz- und Pellet-Verband e.V. (DEPV) und dem DHWR als koordinierende Stelle. Er soll jedoch noch erweitert werden unter anderem um Experten aus den Bereichen Architektur und Bauplanung, Brandschutzingenieurwesen.