Holzindustrie verzeichnet Umsatzplus von 1,2 Prozent

Wirtschaftliche Branchensituation ist durchwachsen

Die deutsche Holzindustrie verzeichnete im 1. Halbjahr 2015 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ein leichtes Umsatzwachstum von 1,2 Prozent auf 16,6 Mrd. € (2014: 16,4 Mrd. €). Dies teilte der Hauptverband der Deutschen Holzindustrie (HDH) in Bad Honnef mit. Damit habe sich die Branchenkonjunktur deutlich verlangsamt, denn im Vergleichszeitraum 2014 sei der Umsatz der Branche noch um 4,1 Prozent gestiegen.

In fast allen Segmenten der Branche spielt laut HDH die Bautätigkeit eine maßgebliche Rolle. Die meisten Unternehmen seien direkt oder indirekt von der Baukonjunktur abhängig, entweder weil sie Bauten herstellen, Baumaterial liefern oder den fertiggestellten Wohnraum einrichten. Daher habe es einen spürbaren Effekt, dass die Bauaktivitäten sich aktuell abkühlen. Zwar gebe es teilweise noch Wachstum (Mehrfamilienhäuser + 5,3 Prozent und Sanierung/ Modernisierung im Bestand + 10,9 Prozent), Baugenehmigungen im Neubau von Ein- und Zweifamilienhäusern stagnierten jedoch in der Halbjahresbetrachtung: Im Vergleich zum ersten Halbjahr 2014 stieg die Zahl nur geringfügig um 0,4 Prozent auf 49.513.

Stark positiven Einfluss haben aktuell die guten Halbjahreszahlen der Möbelbranche. Die Erlöse der Möbelhersteller lagen im ersten Halbjahr mit einem Plus von 4,6 Prozent auf 8,5 Mrd. € spürbar über dem Niveau des Vorjahreszeitraums und über den Erwartungen. Wachstumstreiber waren die niedrige Arbeitslosigkeit, steigende Einkommen und die (von niedrigen Zinsen beflügelte) hohe Bautätigkeit in 2014, welche die Einrichtung des neuen Wohnraums im laufenden Jahr nach sich zog.

Der Umsatz im Holzgewerbe ging im ersten Halbjahr 2015 im Vorjahresvergleich um 2,5 Prozent auf 7,6 Mrd. € zurück. Die Einzelsegmente des Holzgewerbes entwickelten sich dabei im ersten Halbjahr 2015 unterschiedlich: Das größte Segment des Holzgewerbes - die Holzwerkstoffindustrie - verzeichnete einen signifikanten Umsatzanstieg um 2,5 Prozent auf rund 2,5 Mrd. €. Hierbei blieb das Inlandsgeschäft fast unverändert (minus 0,1 Prozent), während der Auslandsumsatz mit plus 7,8 Prozent deutlich anstieg.

Das zweitgrößte Segment des Holzgewerbes, der sogenannte "baunahe Bereich", umfasst die Hersteller von Fertighäusern, Fenstern, Türen, Treppen und anderen Bauelementen. Dieser Bereich war im ersten Halbjahr 2015 im Vergleich zum Vorjahr um 3,6 Prozent rückläufig (knapp 2,3 Mrd. €). Der Rückgang betrifft allerdings nicht den Fertighausbaubereich sondern vielmehr die Fenster, Türen und Bauelemente. Zu deren negativer Entwicklung hat laut HDH der aggressive internationale Preisdruck beigetragen, der in Deutschland schon länger zu einem Importdruck bei Bauelementen (insbesondere eben Fenstern und Türen) führt und sich nun auch zunehmend auf das Exportgeschäft deutscher Bauelementhersteller auswirkt.

Ein besonderes branchenpolitisches Gewicht innerhalb des baunahen Bereichs bildet der Fertigbau, der aktuell am sich abkühlenden Gesamtbaumarkt hohe Anteile hält und sich erfolgreich positioniert hat. Im ersten Halbjahr 2015 schneidet der Fertigbau mit einem Baugenehmigungsplus von 7 Prozent deutlich besser ab als der Gesamtbaumarkt, wo ein Anstieg um nur 0,4 Prozent registriert wurde. Insgesamt wurden von Januar bis Juni des laufenden Jahres 49.513 Ein- und Zweifamilienhäuser genehmigt, davon 8.158 in Fertigbauweise. Der bundesweite Anteil des Fertigbaus stieg damit auf einen neuen Halbjahresrekordwert von 16,5 Prozent. In einigen Regionen liegt dieser Anteil sogar noch erheblich höher. Den besten Wert unter den Flächenländern erreicht Baden-Württemberg mit einem neuen Halbjahresrekord von 28,6 Prozent.

Die Erwartungen an die wirtschaftliche Entwicklung in Europa und in Deutschland gehen zurück. Im Juni haben bereits drei renommierte Wirtschaftsinstitute die Prognose zum diesjährigen Bruttoinlandsprodukt in Deutschland um bis zu 0,4 Prozentpunkte gesenkt. Dies entspricht auch der Wahrnehmung der Unternehmen. Der aktuelle ifo Konjunkturtest lässt in den Betrieben der Holzindustrie erkennen, dass die momentane Geschäftslage zwar überaus positiv eingeschätzt wird.

Die Erwartungen für die nächsten sechs Monate hingegen liegen nur noch sehr knapp über null. Besonders bemerkenswert - und ein Indikator für eine bestenfalls verhalten positive Entwicklung - ist, dass die Auslandsaufträge schon jetzt ausgesprochen negativ beurteilt werden. Für das Gesamtjahr 2015 gehen wir deshalb von einem Umsatzwachstum für die gesamte Holzindustrie von weniger als einem Prozent aus.

In der Deutschen Holzindustrie waren im ersten Halbjahr 2015 insgesamt 147.987 Männer und Frauen in 949 Betrieben mit mehr als 50 Mitarbeitern beschäftigt. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ging die Zahl der Betriebe zwar um 2,4 Prozent zurück, jedoch blieb die Beschäftigung mit einem Minus von lediglich 0,8 Prozent beinahe konstant.