Holzindustrie mit 4,3 Prozent Umsatzplus im ersten Halbjahr

HDH fordert Abbau von Hemmnissen für Holzbau

Die deutsche Holzindustrie blickt auf ein erfolgreiches erstes Halbjahr 2016 zurück: Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum wurde ein kräftiges Umsatzwachstum von 4,3 Prozent auf 17,4 Mrd. € erzielt (2015: 16,7 Mrd. €). Damit hat sich die Branchenkonjunktur deutlich beschleunigt, denn im Vergleichszeitraum 2015 lag das Umsatzplus der Branche bei lediglich 1,5 Prozent, wie der Hauptverband der Deutschen Holzindustrie (HDH) mitteilte.

In der deutschen Holzindustrie waren im ersten Halbjahr 2016 insgesamt 148.982 Mitarbeiter in 941 Betrieben mit mehr als 50 Mitarbeitern beschäftigt. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ging die Zahl der Betriebe zwar um 0,8 Prozent zurück, jedoch nahm die Zahl der Beschäftigten mit einem Plus von 0,7 Prozent wieder leicht zu.

Laut HDH sei der Hauptgrund für das deutliche Umsatzplus - nicht zuletzt durch die Zuwanderung - die erhebliche Zunahme der Bauaktivitäten, die auf gute wirtschaftliche Rahmenbedingungen und unverändert niedrige Zinsen zurückzuführen sei. Die meisten der Unternehmen seien direkt oder indirekt von der Baukonjunktur abhängig, entweder weil sie Bauten herstellen, Baumaterial liefern oder den fertiggestellten Wohnraum einrichten.

Im Mehrfamilienhausbau legte die Zahl der genehmigten Wohnungen im ersten Halbjahr 2016 um 30,7 Prozent auf über 80.000 zu. Im Neubau von Ein- und Zweifamilienhäusern stieg die Zahl der Häuser deutlich um 12,6 Prozent auf knapp 56.000. Die unmittelbarsten und positivsten Auswirkungen habe dies auf das Segment des so genannten "baunahen Bereichs". Dieser umfasst die Hersteller von Fertighäusern, Fenstern, Türen, Treppen und anderen Bauelementen. Hier wuchs der Umsatz im ersten Halbjahr 2016 im Vergleich zum Vorjahr um 12,8 Prozent auf über 2,5 Mrd. €.

Der Fertigbau schneidet im ersten Halbjahr 2016 mit einem Baugenehmigungsplus von 16,7 Prozent deutlich besser ab als der Gesamtbaumarkt (dort Steigerung um 12,6 Prozent). Insgesamt wurden von Januar bis Juni des laufenden Jahres knapp 56.000 Ein- und Zweifamilienhäuser genehmigt, davon fast 9.500 in Fertigbauweise. Der bundesweite Anteil des Fertigbaus stieg damit auf einen neuen Halbjahresrekordwert von 17 Prozent. Den besten Wert unter den Flächenländern erreicht Hessen mit einem Wert von 29,1 Prozent. Hier wird ebenso wie in Baden-Württemberg aktuell mehr als jedes vierte Haus in Fertigbauweise erstellt (28,2 %).

Der HDH kritisierte, dass der Holzbau in vielen Bundesländern noch immer durch den Gesetzgeber benachteiligt wird. Laut einer Studie des Thünen-Instituts in Hamburg ist dies in fünf von 16 Bundesländern der Fall. Der Grund dafür ist, dass in den betreffenden Landesbauordnungen noch immer längst überholte Hemmnisse für den Holzbau weitergeführt werden. In anderen Bundesländern wurden diese Vorschriften längst dem Stand der Technik angepasst, so dass Chancengleichheit gegenüber konventionellen Bauweisen hergestellt wird. Baden-Württemberg sei das beste Beispiel für dieses Umdenken. Hier wurden schon früh die technischen Möglichkeiten des modernen Holzbaus in seiner Landesbauordnung berücksichtigt und damit eine Vorbildfunktion eingenommen. Andere Länder, zum Beispiel Rheinland-Pfalz, haben inzwischen nachgezogen.

Aus Sicht des HDH ist es höchst sinnvoll, die gesetzlichen Hemmnisse für den Holzbau so schnell und so weit wie möglich abzubauen. Der HDH fordert daher den aus seiner Sicht "einfachsten Weg" und erwartet, dass die Regelungen aus Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz in die Musterbauordnung des Bundes und die anderen Landesbauordnungen übernommen werden. Eine solche Harmonisierung würde die Genehmigungsverfahren für alle Bauweisen vereinfachen und das Bauen einfacher, unbürokratischer, schneller und kostengünstiger machen.

Das zweitgrößte Segment des Holzgewerbes - die Holzwerkstoffindustrie - verzeichnete einen leichten Umsatzanstieg um 1,2 Prozent auf rund 2,5 Mrd. €. Die Sägewerke partizipieren als Zulieferer für den baunahen Bereich und die Möbelindustrie stark an den dortigen Umsatzzuwächsen und verzeichneten daher im ersten Halbjahr ein deutliches Plus von 3,3 Prozent auf 2,1 Mrd. €.

Für das zweite Halbjahr 2016 sieht der HDH weiterhin positive Rahmenbedingungen. glaubt allerdings, dass sich die Entwicklung der Branchen deutlich verlangsamen werde. Für das Gesamtjahr 2016 geht man von einem Umsatzwachstum für die gesamte Holzindustrie von rund 3 Prozent aus.