Baugewerbe: Konjunkturerwartungen geben nach

ZDB rechnet mit weiteren Auftragsrückgängen im zweiten Halbjahr

Nach einer Konjunkturumfrage des Zentralverbandes des Deutschen Baugewerbes (ZDB) zur Nachfrage- und Produktionsentwicklung sind die Auswirkungen der Coronakrise auf den Baustellenbetrieb im März deutlich spürbar. Eine stabilisierende Wirkung hatten entsprechende Erlasse des Bundes (Bundesinnen- und Bundesverkehrsministerium) zur angestrebten Aufrechterhaltung des Baustellenbetriebes. Zudem sollen demnach Planungen fortgesetzt und weitere Bauvorhaben zur Ausschreibung geführt werden.

Erwartungsgemäß gab es deutlich mehr Meldungen zur Behinderung der Bautätigkeit. Der Anstieg ist vorrangig auf Folgewirkungen der Corona-Pandemie, wie krankheitsbedingte Ausfälle bei Arbeitnehmern und Lieferschwierigkeiten von Material, zurückzuführen. Zudem kam es zu Verzögerung des Baubeginns und Unterbrechungen und Baustellenschließungen von Bauherrenseite, teilte der ZDB mit.

Zudem zeichne sich laut ZDB ein "massiver Nachfragerückgang" ab. Laut verbandsinterner Befragung gaben 40 Prozent der Bauunternehmen an, bereits von Auftragsstornierungen betroffen zu sein. 30 Prozent der Betriebe verzeichnen bereits einen Umsatzrückgang. Auch die Geschäftserwartung für das zweite Halbjahr wird negativ bewertet. Zwar wird derzeit noch unter großem Aufwand versucht, den Baustellenbetrieb aufrechtzuerhalten, allerdings sehen 80 Prozent der Befragten Störungen in den Abläufen. Fast die Hälfte der Unternehmen berichtet von Lieferengpässen (43 Prozent), ebenso führen Einschränkungen auf der Auftraggeberseite bei einer steigenden Zahl von Betrieben zu erheblichen Einschränkungen (43 Prozent). Befragt wurden 2.600 Unternehmen aus allen Sparten, von denen knapp 75 Prozent weniger als 20 Beschäftigte haben.

Wegen Umsatzrückgängen in der Industrie und besonders im Dienstleistungsbereich wird mit der Zurückstellung von Investitionen im Wirtschaftsbau gerechnet. Kommunen rechnen vielerorts mit Einbrüchen bei den Gewerbesteuereinnahmen, was ihre Investitionsneigung hemmen wird. Im Wohnungsbau werden Schwierigkeiten bei Projektfinanzierungen befürchtet.

"Nach dem guten Start im ersten Quartal, sehen die Unternehmen im zweiten Halbjahr einem Auftragsrückgang in allen Sparten entgegen. Dem Wirtschaftsbau werden die Impulse aus den ihn bisher tragenden Säulen des Dienstleistungsbereiches fehlen. Aber auch die Bestellungen aus der Industrie werden angesichts des Lock-Downs in erheblichem Maße ausbleiben. Und im Wohnungsbau bleibt abzuwarten, wie private Investoren im Eigenheimbau auf die Situation am Arbeitsmarkt reagieren und inwieweit sich institutionelle Anleger, auch vor dem Hintergrund des benötigten Finanzierungsbedarfs, noch nachhaltig zu ihren Projekten bekennen", sagte ZDB-Hauptgeschäftsführer Felix Pakleppa.

Für das zweite Halbjahr 2020 rechnet der Zentralverband des Deutschen Baugewerbes mit weiteren Auftragsrückgängen als Auswirkung der Corona-Krise. (© Elsässer)